Offener Brief von Siegfried Unger, Vorstand der GefAS
Die Zerschlagung des Sozialvereins „Gesellschaft für Arbeit und Soziales (GefAS) e.V.“ soll durch die Stadtverordnetenversammlung (SVV) der Stadt Erkner am 09.10.2025 endgültig beschlossen werden.
Mit dem Beschluss der SVV vom 27.05.2025 zur Aufstellung des Bebauungsplanes Nr. 28 der Stadt Erkner „Fichtenauer Weg“, war das Aus der GefAS vorprogrammiert. Dennoch bekundeten alle Fraktionen, dass die sozialen Projekte der GefAS erhalten werden sollen. Keiner von ihnen sagte jedoch, wie die Erhaltung erfolgen kann oder soll.
Verschiedene Veröffentlichungen in der Presse griffen dieses Thema auf, die MOZ vom 27.05.2025, soziale Medien 28.05.2025, MOZ vom 31.05.2025. In Kümmels Anzeiger vom 10.09.2025 mit dem Titel „Die zukünftige wohlfahrtspflegerische Tätigkeit der GefAS ist ernsthaft in Gefahr“ hat GefAS die Öffentlichkeit erstmals über die Absicht der Stadt informiert.
Parlamentarisch wird dieses Thema leider nur im nichtöffentlichen Teil von Ausschusssitzungen und nun auch am 09.10.2025 in der SVV behandelt. Es ist damit zu rechnen, dass der Beschluss Nr.: 8-132/25 von den meisten Abgeordneten gefasst wird.
Unter der Bevölkerung von Erkner und des Landkreises, insbesondere den tausendfachen Nutzerinnen und Nutzern der vielfältigen sozialen Hilfen und Unterstützungsleistungen, regt sich durch persönliche Vorsprachen bei der GefAS, durch Briefe u.a. Bekundungen, bereits erheblicher Widerstand. Mehr als 1.000 Unterschriften zum Erhalt der GefAS wurden bisher gesammelt. Die Aktion wird bis zur Veranstaltung zum 35-jährigen Jubiläum der GefAS am 23.01.2026 weitergeführt.
Die GefAS hat schon viele Stürme erlebt. Von Rostock bis Görlitz ist uns ein derartiges Verhalten von Kommunen noch nicht widerfahren.
Dabei ist die Stadt rechtlich verpflichtet, derartige Hilfsorganisationen wie die GefAS zu fördern und zu unterstützen.
Das Grundgesetz Art. 1 fordert die Unantastbarkeit der Menschenwürde: „Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“
Gerade in der selbstlosen Arbeit der GefAS, mit dem Schwerpunkt Armuts-bekämpfung, drückt sich Menschenwürde, Solidarität und Nächstenliebe aus.
Wie halten es SPD, Linke und CDU damit?
Ein Grundstück, was die Deutsche Bahn im Juli 2018 meistbietend veräußern wollte und nach intensiven Protesten und Demonstrationen in Erkner zum Erhalt der GefAS günstig an die Stadt verkaufte, soll jetzt nach dem Bebauungsplan Nr. 28 veräußert werden, da es sich, wie im Beschluss festgeschrieben, um wertvolles Bauland handelt, dessen Potenzial ausgeschöpft werden soll. Der GefAS wird vorgegaukelt, dass in der Beschlussbegründung enthalten sei, „vorgesehen ist eine Mischnutzung aus Wohnen und sozialen Zwecken“.
Alle Fraktionen haben in der SVV am 27.05.25 klar und eindeutig erklärt: die sozialen Angebote der GefAS sollen erhalten bleiben. In keinem Beschluss, bzw. in keiner Begründung der Stadt ist jedoch der Name GefAS genannt. Ein Schelm, der Böses denkt.
Spielen da eventuell Begünstigungen für andere eine Rolle, wie es in der Bevölkerung seit langem gemunkelt wird?
Noch einmal zur Beschlussvorlage und der finanziellen Situation der Stadt: Der Käufer der Liegenschaft Fichtenauer Weg erhält bis zur Inkraftsetzung des Bebauungsplanes Nr. 28 eine Entschädigung für Mietausfall in Höhe von 10.000 € im Monat – für nichts.
5.355m² werden gegen 1.522m² getauscht oder mit einer Mehrerlösklausel verkauft. Nach Inkrafttreten der gutachterlichen Werterhöhung erhält die Stadt Erkner vom Käufer 30% Mehrerlös – toll!
Zur Erinnerung, neben den zigtausend mildtätigen und gemeinnützigen Hilfen für arme und sozial schlechter gestellte Menschen in der Stadt Erkner, der Region und im Landkreis, stehen 50 Arbeitsverhältnisse und mehr als 130 ehrenamtliche Tätigkeiten auf dem Spiel.
Alternative Möglichkeiten zur Sicherung des Schulerweiterungsbaus unter Einbeziehung der Liegenschaft Walter-Smolka-Straße gäbe es genug. Die meisten Abgeordneten haben jedoch der GefAS weder ein Alternativangebot/-vorschlag unterbreitet, im Gegenteil, Beschlussvorlagen zur Unterstützung der GefAS durch die Stadt haben sie abgelehnt.
Mit welchem Gewissen gehen die Stadtverordneten von Erkner hier ans Werk?
35 Jahre Hilfe und Unterstützung notleidender und armer Menschen werden mit dem Beschluss gnadenlos über Bord geworfen und für die Zukunft, wo diese Hilfen notwendiger denn je sind, zunichte gemacht.
Wie können Sie diese Entscheidung mit Ihrem christlichen Anspruch auf Nächstenliebe, auf Solidarität und ihrer persönlichen Verantwortung als gewählte Abgeordnete vereinbaren?
Siegfried Unger
Vorstand der GefAS