Falscher Alarm oder doch Ende des nächsten Brandenburger Großprojektes?

Die Tesla-Shuttlebusse zwischen dem Bahnhof Erkner und dem Tesla-Werk werden Ende des Monats eingestellt. Das betrifft die Linie 419 vom Busverkehr Oder-Spree (BOS) und die Reisebusse von BEX-Charter. Kann man aus dieser Tatsache eine solch steile These ableiten, dass Tesla nach den Landtagswahlen dichtmachen könnte? Normalerweise nicht, aber es ist alles ein bisschen diffiziler.
Die Fahrpläne des BOS werden noch einmal komplett überarbeitet, obwohl in den Sommerferien gerade erst neue Fahrpläne erstellt wurden. Damit ändern sich auch die Dienstpläne der Busfahrer. Das wurde auf einer Teamleitersitzung am Freitag, den 06.09.24 am BOS-Hauptstandort Fürstenwalde absolut vertraulich kommuniziert. Die Öffentlichkeit soll erst Ende September, also nach den Landtagswahlen, informiert werden. Warum?
Der Hauke-Verlag wurde aus Teilnehmerkreisen unterrichtet und telefonierte am Montag, den 09.09.24 mit den Verantwortlichen beim BOS und BEX. BOS und BEX gehören beide zum Deutsche Bahn-Konzern. Die erste Reaktion am Telefon war bei allen gleich. Es wurde kategorisch abgestritten, dass sich an den Fahrplänen der Shuttlebusse etwas ändern wird. Warum?
Als das Gespräch dann auf die Teamleitersitzung kam, wurde jedoch eingeräumt, dass das ein Thema in der Leitungsrunde war. Wenn sich nichts ändern wird, warum war es dann Thema, wollten wir wissen.
Darauf gab es keine Antwort mehr, es erfolgte der Verweis an die Pressestelle der Deutschen Bahn. Die antwortete schriftlich: „Tesla ist Mitte letzter Woche auf die BOS zugekommen, um Anpassungen bzgl. der Linie 419 zu besprechen. Mit der Einführung des Batteriezuges will Tesla die Bahnanbindung zum Tesla-Gelände stärken und sucht nach Optimierungsmöglichkeiten.“
Eigentlich wäre das ein großes PR-Thema für Tesla: Der E-Auto-Hersteller transportiert seine Mitarbeiter ab Ende September nur noch mit dem Batteriezug zur Arbeit. Statt das Thema mit großer Werbewirkung an die Öffentlichkeit zu bringen, wird daraus ein Geheimnis gemacht. Warum?
Bei BEX sagte eine Mitarbeiterin: „Tesla ist ein sehr sensibler Kunde.“ Inwiefern? „Das ist ein amerikanisches Unternehmen!“ Mehr war zu der Geheimniskrämerei von ihr nicht zu erfahren.
Zum Abschluss des Pressestatements der Deutschen Bahn an den Hauke-Verlag heißt es: „Weitergehend werden wir uns mit Blick auf die derzeitige Abstimmung nicht öffentlich äußern.“ Auch das klingt nicht nach einem normalen Vorgang.
Aus der Teamleitersitzung wurden dem Hauke-Verlag subjektive Eindrücke übermittelt. Dass es hier nicht nur um eine Umstellung vom Bus auf die Schiene geht, darüber waren sich alle Beteiligten einig. Aus der Sitzung nahmen sie das Gefühl mit, dass es um mehr ging. Der Hauke-Verlag sollte die Anonymität der Informanten unbedingt wahren. „Das könnte uns sonst den Job kosten.“
Man könnte die Geschichte von der Einstellung der Shuttlebusse zugunsten des Tesla-Batteriezuges für plausibel halten.
Warum wird aber so ein Geheimnis daraus gemacht?
Warum haben alle Befragten bei BOS und BEX zuerst kategorisch abgestritten, dass die Shuttlebusse ab Ende des Monats nicht mehr fahren wie bisher?
Warum fürchten Mitarbeiter um ihren Job, wenn sie diese Informationen an den Hauke-Verlag weitergeben?
Warum soll die Öffentlichkeit erst nach den Landtagswahlen informiert werden?
Bereits am 05.06.2024 erschien auf den Titelseiten aller Hauke-Zeitungen der Artikel „Stirbt Tesla?“. Darin hatten wir die eklatante Diskrepanz zwischen der Zahl der in Grünheide produzierten E-Autos und den Tesla-Zulassungszahlen thematisiert.
Jeden Monat laufen dort 17.000 Teslas vom Band, allerdings allein vom „Model Y“. Die eigentliche Kapazität liegt bei rund 21.000. Die Zulassungszahlen für alle Tesla-Modelle zusammen sind in Deutschland sehr mickrig. Sie lagen in diesem Jahr bei durchschnittlich 3.261 pro Monat, wobei diese Zahl durch eine Groß-Rabattaktion im Juni noch geschönt ist. Die Monate davor und danach sind niederschmetternd: April: 1.637 – Mai: 1.896 – Juli: 2.472 – August: 2.370.
Die Monat für Monat überschüssigen Autos werden zu Zehntausenden auf den ehemaligen Flugplatz Neuhardenberg gefahren. Auf diesem „Tesla-Friedhof“ stehen inzwischen Milliardenwerte. Das könnte auf Dauer auch den reichsten Menschen des Planeten zum Einlenken zwingen.
In dem Artikel „Stirbt Tesla?“ vom Juni dieses Jahres haben wir dargelegt, warum Tesla in Grünheide scheitern muss. Zu dieser Zeit ging es noch um eine Erweiterung des Werkes, um eine jährliche Kapazität von einer Million Fahrzeuge zu erreichen.
Das hat Tesla inzwischen abgeblasen. Was ist der nächste Schritt? Was verbirgt sich hinter der Geheimniskrämerei um die Abschaffung der Shuttlebusse? Wird es tausendfache Kurzarbeit geben? Wird es weitere Massenentlassungen geben?
Wird es eine Teil-Stilllegung oder gar eine vorübergehende (oder endgültige) Schließung der Gigafactory geben?
Oder war alles nur falscher Alarm und alles läuft weiter wie bisher?
Wir werden es offiziell erst nach den Landtagswahlen erfahren. Sollte auch das Großprojekt Tesla in Brandenburg scheitern, wäre das ein Desaster für die SPD.
Die seit 1990 regierende Partei hatte schon mit den anderen hochgepriesenen und mit Fördergeldern vollgestopften Großprojekten wie Lausitzring und Cargo-Lifter Hunderte Millionen Euro Steuergelder in den märkischen Sand gesetzt. Eine weitere Pleite eines hochsubventionierten Projektes kann sich Ministerpräsident Woidke nicht leisten – jedenfalls nicht vor den Wahlen.

Michael Hauke

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