Gründe für den Abschied des langjährigen Machers

Am 22. Dezember erreichte unseren Verlag eine Mail, in der im Betreff stand: „Danke und auf Wiedersehen!“ Absender: Manuela Patze und Sven Baethge. Beide waren über viele Jahre, fast Jahrzehnte, die bekannten Gesichter beim Regionalligisten FSV Union.

Erst an diesem Tage wurde öffentlich, dass die beiden langjährigen Vorstandsmitglieder die Vereinsspitze bereits im August verlassen hatten. Eine Nachricht des FSV Union hat es nicht gegeben. Bis heute findet man über diese wichtigen Personalien auf der Webseite keinen Hinweis. Keinen Dank für die geleistete Arbeit – nichts.

Sven Baethge war dem Verein seit Kindesbeinen verbunden. 1982 begann er als Zehnjähriger bei Dynamo, wie der Klub damals hieß. Unterbrochen durch den Besuch der Sportschule des 1.FC Union blieb er bis zur A-Jugend in Fürstenwalde, ehe er im Jahr 1990 nach Senftenberg und dann zum Spandauer SV wechselte. Das waren zur damaligen Zeit jeweils Drittligisten.

Von 1996 bis 2001 spielte er wieder in Fürstenwalde. Ab 2005 arbeitete er im Vorstand mit: als Marketingleiter, als sportlicher Leiter und schließlich als Manager.

Der Aufschwung des Vereins aus der Landesliga über die Verbandsliga und die Oberliga bis in die Regionalliga und dort sogar in die Spitzengruppe ist untrennbar mit dem Namen Sven Baethge verbunden. Genauso wie der Ausbau des Friesenstadions. Aus drei Rasenplätzen plus einem Hartplatz wurde in der Ära Baethge eine Anlage mit sieben Rasenplätzen, darunter eine Nachwuchsarena und mit der Bonava-Arena im Herzen der Anlage ein echtes Schmuckstück.

Immer hatte er das Ganze im Blick. „Wir haben immer in Beine und Steine investiert“, schaut er zurück. Es ging nie nur um einen starken Kader, sondern immer auch um die passende Infrastruktur rundherum.

Als erfolgreicher Unternehmer (Sanitärgroßhandel) stellte er den Verein wirtschaftlich auf breite Beine. Er fing auf dem damaligen Platz 1 (dort befindet sich heute die Nachwuchsarena) damit an, Werbebanden zu verkaufen. Die Zahl der Sponsoren vergrößerte er nach und nach. Er war sich nie zu schade, für seinen Verein Klinken putzen zu gehen. Im Gegenteil: er machte es gern. Und was man gern macht, macht man auch erfolgreich. Auch den Hauke-Verlag gewann er gleich zu Beginn seiner Marketingarbeit als Werbepartner. Der Pool der Sponsoren wuchs über die Zeit immer weiter an. Großsponsoren kamen hinzu, so dass der Verein sportlich immer weiter nach vorn blicken konnte.

Insgesamt hat der FSV Union in dieser Zeit mehr als eine Million Euro aus eigenen Mitteln in die städtische Anlage investiert, die er seit 2004 bewirtschaftet. Es gab auch immer wieder Zuschüsse seitens der Stadt, aber den Großteil des Geldes und vor allem die Initiative zu dem Ausbau brachte der Verein selbst auf. Diese Initiative verkörperte Sven Baethge wie kein anderer. Fehlende Summen ergänzte er auch immer wieder selbst, damit das jeweilige Projekt verwirklicht werden konnte. Ein positiv Verrückter eben, wie ihn jeder Verein braucht, um voranzukommen.

Mit Ulrich Hengst, Frank Quandt und natürlich Manuela Patze hatte er jahrelang die richtigen Partner an seiner Seite. „Das Eine ist ja, dass man Ideen hat, aber man braucht auch jemanden, der einen das machen lässt!“ Im damaligen Bürgermeister Ulrich Hengst fand er den Partner, der das Potenzial der Anlage, des Vereins, aber sicher auch von Sven Baethge erkannte. Hinzu kamen Baethges fachliche Kompetenz und die unglaubliche Energie, die er für den Verein aufbrachte. Mit dieser Energie riss er nicht nur Ulrich Hengst mit, der lange Jahre auch Präsident des FSV Union war.

Sven Baethge erzählt über seine Union-Zeit: „Ich habe immer nur nach vorn geguckt! Und zwar für den gesamten Verein. Es ging um den Erfolg aller Mannschaften, im Nachwuchsbereich genauso wie um den der ersten Männermannschaft.“ 

Sein ansteckender Elan hat viel bewirkt. Für ihn war der FSV Union immer „mein Baby“.

Mit dem Gewinn des brandenburgischen Landespokals und der damit verbundenen erstmaligen Teilnahme am DFB-Pokal war die vergangene Saison ein absoluter Höhepunkt. Wer weiß, wo der Weg noch hingeführt hätte, wäre die Saison nicht vorzeitig abgebrochen worden, vielleicht sogar in die Dritte Liga – die Chance war auf jeden Fall da. Was hier in den vergangenen 15 Jahren sukzessive aufgebaut wurde, ist ein echtes Aushängeschild für die Domstadt. Der Verein hat die Stadt Fürstenwalde in Deutschland erheblich bekannter gemacht. Ein Wert, von dem viel mehr profitiert haben und profitieren als nur die Fußballer.

Woran ist die Zusammenarbeit im Vorstand nun gescheitert? „Ich bin auf eigenen Wunsch gegangen“, bestätigt Baethge.

Im November 2019 wurde ein neuer Vorstand gewählt. „Die Arbeit von Manuela Patze und mir wurde  von den Neuen in Frage gestellt. Wir sollten uns das Vertrauen des neuen Vorstandes erst erarbeiten. Ich kenne das eigentlich anders: Die Neuen erarbeiten sich das Vertrauen der Alten und nicht umgekehrt. Über alles, was vorher selbstverständlich war, wurde nun diskutiert. Um jede Angelegenheit brach ein Kleinkrieg aus! Ich habe mir das eine Weile angeguckt und mich dann gefragt, ob ich mir das weiter antun werde.“ Die Entscheidung fiel dann zur Sommerpause. Beim DFB-Pokalspiel in Wolfsburg war er zwar noch dabei, aber nicht mehr mittendrin. Das Ziel, auf das er jahrelang hingearbeitet hatte, erlebte er nur noch als Außenstehender. Die Tätigkeit für den FSV Union Fürstenwalde übte Sven Baethge über 15 Jahre ehrenamtlich aus. „Ich habe nie einen Pfennig für meine Arbeit bekommen, im Gegenteil: ich habe viel Geld in den Verein gesteckt.“ Mit diesem Satz betont er zum Abschluss unseres Gespräches, worum es ihm immer ging: die Entwicklung und den Erfolg des FSV Union.

Was wird aus ihm werden? Bleibt er dem bezahlten Fußball  erhalten? „Ich habe sehr gute Kontakte nach Rostock, Braunschweig, Magdeburg, Dresden oder zu Union Berlin. Da kann ich mir mal entspannt ein Fußballspiel angucken.“ Gern gesehen ist Sven Baethge dort in jedem Falle. Ob vielleicht mehr draus wird? Warten wir ab. 

Michael Hauke

Foto oben: Sven Baethge in der Bonava-Arena im Fürstenwalder Friesenstadion. An der Erfolgsgeschichte des FSV Union hat der langjährige Manager maßgeblichen Anteil. Das Bild entstand im November 2019. Die Lockenpracht ist inzwischen weg. Foto: M. Hauke