So, jetzt haben wir den Sommer.
Aber wir haben es ja so gewollt. Dachte man gerade noch, in diesem Jahr wird es nicht mehr warm, werden wir jetzt eines Besseren belehrt. Obwohl das Wetter ja eigentlich sehr wechselhaft ist.
Von angenehm warm zu kochend heiß, leicht kühl, eher frostig, bis hin zu massiven Gewitterfronten – alles ist dabei.
Ein Sommerwetter wie das globale Barometer der NEWS aus Politik und Wirtschaft.
Warm – wie das längst überfällige Gesetz zur Ehe für gleichgeschlechtliche Paare.
Kochend heiß – wie die Chaostage zum G20-Gipfel in Hamburg.
Leicht kühl – wie der Umgang der polnischen Regierung mit der Rechtsstaatlichkeit.
Eher frostig – wie das Verhältnis des Twitterkönigs Trump zu Mexikanern, Journalisten, Sonderermittlern und „Obamacare“.
Massive Gewitterfronten – wie das dunkeldüstere Klima, welches der türkischen Fürst der Finsternis über sein Land gebracht hat.
Apropos NEWS. Wo bleibt eigentlich die Sommerpause? Wurde die heimlich abgeschafft? Sie wissen schon, ich meine die Zeit, in der medial erfreulicherweise so gar nichts los war.
Vielleicht ist hierzu mein Blick auf zurückliegende Zeiten etwas verklärt, aber irgendwie war früher der Sommer so, wie ich ihn mir heute wieder wünsche. Viel besser! Die zeckenfreien Wiesen waren grüner, der Himmel war blauer, die Luft war lauer, alles war entspannt und entschleunigt.
Effektivität war ein Schimpfwort.
Tagsüber wurde lieber dem Jux und der Dallerei gefrönt, am Abend saß man mit Freunden angetrunken unter Obstbäumen und hörte die Zirpen zirpen.
Die Radiosender spielten Oldieschnulzen in Endlosschleife und das Fernsehprogramm konnte man getrost ignorieren. Hinter speziell angekündigten TV-Highlights verbargen sich die 38ste Wiederholung von „Der Doktor und das liebe Vieh“, „Diese Drombuschs“ und „MacGyver“. Letzterer war ein physikalisch-chemisches Ass. Der konnte aus einer Kartoffel der Sorte Adretta, zwei Zimmermannsnägeln und etwas Ohrenschmalz eine Atombombe bauen. Ehrlich! Dass der noch nicht vom nordkoreanischen Geheimdienst gekidnappt wurde …
Aber ich schweife ab, wir waren bei der Sommerpause. Diese besondere Zeit, die auch von unseren Gewählten als parlamentarische Auszeit bezeichnet wird, die die Politprominenz dann dafür nutzt, um sich beim Wandern die Haxen zu verstauchen, mit Elektrofahrrädern das wilde Leben zu kosten oder auf Mallorca in Gullys zu fallen, so wie der CDU-Bosbach im Sommer 2016.
So, jetzt haben wir also den Sommer. Wichtig ist, dass wir hoffentlich ein paar Wochen von der allgegenwärtigen Hektik verschont bleiben. Keine politischen Hiobsbotschaften, keine Sommerlochaufreger, keine mediale Gülleentleerung – einfach nur Sommerpause.
Grüne Wiesen, blauer Himmel, laue Luft und angetrunken unter Obstbäumen sitzen.