von Jan Knaupp

Langsam bekomme ich hier echt zuviel. Obwohl „langsam“ untertrieben ist. Eigentlich reicht es mir so richtig. Stichworte wie Tankrabatt, 9-Euro-Ticket, Zeiten- bzw. Energiewende ringen mir nur ein hämisches Grinsen ab. Innenpolitisch und außenpolitisch ist meine Brechreizgrenze längst überschritten. Nachdem „Corona“ mit all dem Drumherum die Luft zum Atmen und die Lust am Leben abgeschnürt hat, stehen wir jetzt knöcheltief im Ukrainekrieg.
Krieg ist immer und überall scheiße – und leider ist seit Menschengedenken kein Ende in Sicht. So auch jetzt und hier. Die Schlagzeilen ab Beginn von Putins grausamen Angriffskrieg verheißen nichts Gutes. Selenskyjs Forderungen nach immer schwereren Waffen und die verbalen Entgleisungen des ukrainisches Botschafters Melnyk gegen erhoffte Bündnispartner machen es für mich mental auch nicht besser. Dazu kommt das unsinnige Hin- und Herschieben der Schuldfragen zwischen Russland, Ukraine, USA, EU und Nato.
Galt vor ein paar Jahren in Deutschland noch die Faustregel „Mehr Waffen, mehr Tote“, scheint es jetzt in die Richtung zu gehen: „Bomben bauen für den Frieden“. 100 Milliarden Euro sollen in die Rüstung der Bundeswehr fließen.
Ehemalige Ostermarschierer fordern jetzt Raketen, alte Wehrdienstverweigerer rufen zum Dienst an der Waffe auf.
Wie oben schon erwähnt – meine Brechreizgrenze ist längst überschritten!
Daher wende ich mich jetzt textlich weg vom Krieg, hin zum Sex.
Es gibt ja so Themen, die schnappt man eigentlich nur nebenbei auf, ist dann aber erstaunt, dass hier der eigene Fokus völlig falsch justiert war. So habe ich jetzt erst mitbekommen, dass am 28. Juli der Internationale Tag des Sex’ ist. Und hätte ich gestern nicht meinen Posteingangsordner aufgeräumt – ich wäre immer noch ahnungslos, dass es so einen Tag überhaupt gibt. Ich wäre ja nie darauf gekommen, dass „Poppen“ einen eigenen Feiertag hat. Eine Pressemeldung eines Sexspielzeugherstellers öffnete mir jetzt aber die Augen. Aber lesen Sie selbst einen Auszug aus besagter E-Mail:
„Sehr geehrter Herr Knaupp,
Sex senkt das Schlaganfallrisiko. Dies ist eine von Wissenschaftlern erwiesene Tatsache.
Die Firma „Bumsfidel“ (der Name ist frei erfunden), einer der führenden Dessous- und Dildoparty-Anbieter im deutschsprachigen Raum, hat anlässlich des 28. Juli, dem Internationalen Tag des Sex’, eine Liste mit teils amüsanten, teils erstaunlichen Fakten rund um dieses spannende Thema zusammengestellt. Im Hinblick auf die gesundheitlichen Vorteile ist Sex eine Wunderwaffe… Doch die Tatsache, dass häufiger Geschlechtsverkehr das Herzinfarktrisiko senkt, Kopfschmerzen heilt und sogar Konzentrationsprobleme löst, ist bisher nur wenigen bekannt.
Die besten Gründe, warum man Sex haben sollte:
• Sex hilft gegen Kopfschmerzen – durch Sex werden die Blutgefäße erweitert, der Körper entspannt sich und die Kopfschmerzen verschwinden.
• Sex macht glücklich – beim Orgasmus werden Endorphine freigesetzt, die den Körper mit Glücksgefühlen überschwemmen. Die Sorgen sind wie weggeblasen.
• Sex für einen gesunden Rücken – die rhythmischen Bewegungen beim Sex lockern die Rückenmuskulatur und stärken den Beckenboden.
• Sex als Schlafmittel – Sex macht Schlaftabletten überflüssig. Das Hormon Oxytocin, das beim Geschlechtsverkehr ausgeschüttet wird, macht müde und wirkt entspannend.
• Beauty-Booster – beim Sex pumpt das Herz vermehrt Blut durch den Körper und versorgt diesen mit Nährstoffen, die unter anderem Haare, Haut und Bindegewebe mit wichtigen Mineralien versorgen.
• Power für das Herz – das Stresshormon Cortisol wird beim Beischlaf abgebaut, was sich positiv auf das Herz-Kreislaufsystem und den Blutdruck auswirkt.
• Sex macht schlank – 350 Kalorien innerhalb einer halben Stunde verbrennen? Das ist beim Sex möglich.
• Sex macht schlau – Wissenschaftler bestätigen, dass Sex nachweislich zur Verbesserung der geistigen Fähigkeiten beiträgt.
• Sex macht die Nase frei – beim Sexualverkehr wird das körpereigene Produkt Antihistamin produziert, welches Heuschnupfen und Asthma lindern kann.“
Das liest sich ein bisschen wie eine Packungsbeilage. Fehlt nur noch: „Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie…“.
Aber egal, mein Horizont wurde erweitert. Man lernt eben nie aus. Jetzt erscheint dieses geschlechtliche Hin und Her gleich in einem anderen Licht. Bisher dachte ich, Sex steht für Spaß, Befriedigung, Liebe und Fortpflanzung. Ab sofort sollten wir es auch als Körperertüchtigung, Gesundheitsprävention, Freizeitgestaltung und freies Medikament ansehen. Durch Matratzensport werden wir aktiv, gesund, schlank, schön und schlau. Ab sofort sind Kopfschmerzen keine Ausrede mehr, die Sorgen werden weggeblasen, nach dem Akt abrollen und einpennen ist vollkommen legitim!
Weg vom Krieg, hin zum Sex!

Dieses „So gesehen“ stammt aus dem gleichnamigen Buch, welches im Softcover mit 224 Seiten für 7,95 € erhältlich ist:
• Hauke-Verlag, Alte Langewahler Chaussee 44, Fürstenwalde
• Buchhandlung Zweigart, Berliner Str. 21, 15848 Beeskow

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