So, da bin ich wieder. Und ich bin immer noch ratlos. Obwohl mir nach meinem letzten „So gesehen“ einige der dort gestellten Fragen beantwortet wurden, haben sich mittlerweile neue XY-Thematiken aufgebaut. Und merkwürdigerweise geht es wieder um die Landesregierung – geht es wieder um Postenvergabe.
Nachdem ich vor vierzehn Tagen schriftlich meine Verwunderung äußerte, daß ein ehemaliger (abgewählter) Brandenburger Bundestagsabgeordneter mittlerweile Minister für Infrastruktur und Landwirtschaft in Brandenburg ist, stellte ich fest, daß gerade in der Ministerernennung wohl eigene Gesetze herrschen. Ich weiß nur noch nicht; welche.
Nach welchem Kompetenzschema, nach welchen Qualifikationen werden hier eigentlich die Ministerposten vergeben?
Es ist offenbar kein Problem, daß eine ehemalige Ministerin der Finanzen des Landes nach Neuwahl dann Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Familie des Landes wird. Ist es nicht erstaunlich, wie aus dem Minister für Wissenschaft, Forschung und Kultur wiederum nach Neuwahl plötzlich der Minister für Bildung, Jugend und Sport werden kann? Aus einem Minister des Innern wird dagegen der Minister für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Frauen des Landes Brandenburg.
Kennen sich unsere Minister/innen etwa in allen Fachbereichen aus? Sind das wirklich solche Kompetenzbolzen, daß die in jedem Minister-Ressort locker bestehen können? Sind unsere Volksvertreter wirklich alle so schlau, daß man ihnen jeglichen Ministerposten anvertraut? Ist der Job so easy, daß der Chef der Staatskanzlei des Landes Brandenburg nach Neuwahl plötzlich Minister der Finanzen Brandenburgs werden kann?
Wenn ich mir vorstelle, ich müßte ab morgen eine KFZ-Werkstatt leiten, eine Baufirma führen oder gar das Gesundheitswesen erneuern – du heilige Sch…., das würde aber derb nach hinten losgehen. Ich bin da ehrlich, ich habe davon keine Ahnung. Umso erstaunter bin ich ja über die Superpolitiker/innen, die scheinbar alles können.
Aber vielleicht trügt ja auch der Schein? Vielleicht tun die ja nur so klug? Vielleicht braucht man hier gar keine Qualifikation. Vielleicht sind hier nur Parteisoldaten gefragt, die brav auswendig lernen und durchführen, was der oberste Spieß bestimmt? Stimmt es eigentlich, daß man den Ministerjob nicht erlernen kann – daß man ihn sich erdienen muß? Aktenzeichen XY-ungelöst.
Sie erreichen den Autor unter j.knaupp@hauke-verlag.de.