Haben Sie schon mal einen Gutschein verschenkt? Na, ganz bestimmt. Früher gab es so etwas ja eigentlich nicht. Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern. Doch in den letzten Jahren häufen sich die Weihnachts-, Oster- und Geburtstagsgeschenke in Form der in Briefkuverts verpackten Gutscheine.
Fast jede Firma, jedes Geschäft, jede Boutique oder auch der Kramladen um die Ecke bieten diese Gutscheine an. Es gibt Gutscheine für Bohrmaschinen, Wein, CDs, Gutscheine für Turnschuhe, für Bücher, für Parfüm, für Swingerpartys, usw. usw. Und wenn es für eine Geschenkidee mal keinen Gutschein gibt, macht man sich einen selber. Mit ein bißchen Papier, einer Schere, einem Stift und Kleber oder am Rechner kann man relativ schnell ein Geschenk zurechtbasteln. Ideal ist so ein selbstgemachter Gutschein, wenn man mal wieder einen Geburtstag vergessen hat, dieser auf den Sonntag fällt, und zum Geschenk einkaufen nur noch die nächste Tankstelle übrigbleibt. Auch sonst hat so ein Gutschein einiges für sich. Die lästigen Vorüberlegungen und das Herumsuchen in weiträumigen Geschäften entfällt. Man spart Verpackungsmaterial und hat sich damit auch gleich den Grünen Punkt verdient.
Jetzt werden Sie sich sicherlich gerade fragen, was der Knaupp heute für einen Blödsinn geschrieben hat. Gutscheine kennt jeder, verschenkt jeder, bekommt jeder. Ist ja ein recht merkwürdiges Kolumnenthema. Aber gerade zu Ostern habe ich eine Gutscheinübergabe miterlebt, die mein Gehirn zum Rattern brachte.
Da bekam ein guter Bekannter von einer guten Bekannten einen Saunagutschein geschenkt. Statt des sonst buntgefärbten Hartgekochten und des fies dreinblickenden Schoko-Osterhasen – nun also dieser Saunagang. Eigentlich ja ein schönes Geschenk – aber nur, wenn man gern in die Sauna geht.
Um das kurz klarzustellen, der Beschenkte hat sich gefreut. Ich aber malte mir vor meinem inneren Auge aus, wie ich wohl auf dieses Geschenk reagiert hätte. Ich muß dazu erwähnen, ich bin kein Saunagänger – ich werde es wohl auch nicht. Nee, Sie grinsen jetzt gerade leicht mitfühlend, aber ich kann Ihnen versichern, körperlich ist alles in Ordnung bei mir – überall! Ich sitze halt nicht gern nackt irgendwo rum und schwitze mir den Ar… ab. Ich bin auch nicht der Typ, der mit geöffneten Poren, hochrotem Antlitz und schweißtriefendem Körper Nachbarn, Bekannte, Geschäftsfreunde oder Leser treffen möchte. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich treffe Genannte sonst gern – aber eben nicht, wenn ich gerade nackig und mit blankem Gesäß auf Holzlatten vor mich hindünste.
Und damit bin ich wieder beim Gutschein. Beim Verschenken macht man sich oft gar keine Gedanken, was dieser kleine Schein anrichten kann. Oder etwa doch? Ist bei manchen Gutscheinen das „Gut“ vielleicht gar nicht gut gemeint? Ich hege da langsam Zweifel. Und was noch viel besser ist – ich sehe hier Möglichkeiten, mich für vergangenes Ungemach zu rächen.
Gerade in der Familie oder im Freundeskreis gibt es immer die ein oder andere offene Rechnung.
Und sofort entstehen neue Gutschein-Varianten vor meinem geistigen Auge: Steakhaus-Gutschein für den Vegetarier, der Rundflug-Gutschein für den Flugangstgeplagten, der Dachgarten-Restaurant-Gutschein für die an Höhenangst Leidende, der Weinverkostungsgutschein für den Abstinenzler, der Zigarren-Gutschein für die Nichtraucherin, den Buch-Gutschein für den Legastheniker, den Kreuzfahrt-Gutschein für den Seekranken, die AC/DC-Konzertgutscheine für Opernliebhaber. Das Spektrum ist groß, meine Kreativität ist vielfältig – die Rache ist mein!