… hier iss watt los. In den letzten Tagen und Wochen jagte eine hochbrisante Meldung die Nächste. Man kommt ja vor lauter Aufregung nicht mehr zur Ruhe. Es ist mittlerweile wie eine Achterbahnfahrt der Gefühle – ein ewiges Auf und Ab.
Da wird der Kapitän der Nationalmannschaft, unser Ballack, kurz vor der Weltmeisterschaft so umgemäht, daß er die WM in Südafrika schlichtweg vergessen kann. Ein Volk trauert. Kurz nach diesem deprimierenden Ereignis knallt uns die Grand Prix-Lena mit ihrem Sieg in Oslo eine Frohsinn-Breitseite vor den gerade noch deprimierten Latz. Ein Volk jubelt. Aber nur kurz. Denn gleich darauf verkündet unser Bundespräsident Horst Köhler mit Tränen in den Augen seinen Rücktritt. Nee, nicht etwa wegen dem Ballack und schon gar nicht wegen der Lena. Vielmehr hat er was gesagt, was er lieber nicht gesagt hätte, jedenfalls nicht zu diesem Zeitpunkt, oder eben nicht an diesem Ort, oder eben doch, oder vielleicht ja auch nicht – was weiß denn ich?!
Fakt ist, er hat die Gusche gestrichen voll von der Politik. Oder vielmehr von einigen Politikern. Das macht ihn sympathisch, das geht mir genauso. Ihm fehlte es wohl an der Kaltschnäuzigkeit und Kritikignoranz, von der so manch ein Volksgewählter zuviel hat. Wie auch immer, jetzt packt der Horst im Schloß seine Klamotten. Ein Volk ist geschockt.
Doch das Postenrädchen dreht sich wieder, es gilt schnell das verwaiste Amt an den Mann bzw. die Frau zu bringen. Die ersten Kandidaten für den Einzug ins Big Brother Haus … Entschuldigung – ich meine natürlich die ersten Kandidaten für den Einzug ins Schloß Bellevue sind wohl schon nominiert. Im Gespräch sind da der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU), die Bundesarbeitsminister Ursula von der Leyen (CDU), Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Rüttgers (CDU), DRK-Präsident Rudolf Seiters (CDU), Ex-Wirtschaftsminister Theo Waigel (CSU), die Frankfurter Bürgermeisterin Petra Roth (CDU) und sogar der alte CSU-Bayer Edmund Stoiber (Nee, bitte nicht!). Ganz schön christlich-demokratisch einseitig, diese Auswahl. Na ja, wir werden es erfahren. Ein Volk ist gespannt.
Besonders aber eine Nachricht bzw. auch alle darauf folgenden Nachrichten zu diesem Thema machen uns zu schaffen. Ich meine natürlich die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko. Nach der Explosion der Bohrinsel vor über sechs Wochen strömen noch immer Unmengen Öl ins Meer. Der verantwortliche Ölkonzern BP ist hilflos, einen Masterplan für den Notfall gab es nicht. Stattdessen haben die BP-Experten mit unglaublichen Versuchen die Leckage zu stopfen, ihre Hilflosigkeit und Sicherheitsignoranz öffentlich gemacht. Nachdem der Glockenverschluß fehlschlug, gab es die Ideen, das zerstörte Bohrloch mit Golfbällen, mit Autoreifen oder ähnlichem zu verstopfen. Bei soviel Einfallsreichtum bin ich mittlerweile erstaunt, daß besagte Experten nicht noch einen Hygieneartikel-Hersteller mit dem Bau eines Riesentampons beauftragt haben. Aber nachdem sie mit dem Beton-Schlamm Gemisch auch gescheitert sind, kann das ja noch kommen.
Es macht wütend, daß in unserer aufgeklärten, fortschrittlichen und sicherheitsorientierten Zeit wirtschaftliche Monopolisten die Macht haben, für ihre Interessen jegliche Sicherheitsbedenken großzügig zu übersehen oder sie einfach „wegzuschmieren“. Die Ölkatastrophe ist ein trauriges Beispiel dafür, was passieren kann, wenn Wirtschaftsunternehmen und Politik ihre profitorientierten Ziele mit den Scheuklappen der Ignoranz und der Gier durchsetzen.