von Jan Knaupp

Jetzt sind sie vorbei – die Olympischen Winterspiele in Peking. Endlich! Vom 4. bis 20. Februar 2022 durfte, wer wollte, zu Gast in Peking sein. ARD und ZDF machten es möglich.
Ich wollte nicht medial in die Volksrepublik China, ich hatte keine Lust durch mein Zuschauen, ein Gastgeberland zu würdigen, welches für die systematische Missachtung der Menschenrechte bekannt ist.
Ich wollte nicht per Bildschirm in ein Land, welches für die massive Politik der Unterdrückung der Kultur und Sprache ethnischer Minderheiten steht, welches Uiguren und Tibeter in Um-
erziehungslagern interniert, welches Regimekritiker verfolgt, verhaftet und misshandelt.
Ich sträubte mich dagegen, mir Winterspiele anzuschauen, die von einem Land ausgerichtet wurden, das versucht, durch ein sogenanntes Sozialkredit-System („Social Scoring“-System), die totale digitale Kontrolle über die Bevölkerung zu erlangen. Ein Land, welches durch dieses System politisch regierungskonformes Verhalten belohnt, hingegen unerwünschtes Verhalten von Privatpersonen und Unternehmen mit alltagseinschneidenden Repressalien und wirtschaftlichen Sanktionen bestraft.
Ich war nicht bereit, ein kommunistisches Regime als Veranstalter für Olympia zu akzeptieren, das als alleiniges Staatsorgan alle Landesmedien zensiert, überwacht und die Pressefreiheit in China abgeschafft hat.
Jetzt sind sie vorbei – die Olympischen Winterspiele in Peking. Und obwohl ich mich im privaten Bereich geweigert habe, diese Veranstaltung zu unterstützen, musste ich sie leider mitfinanzieren. Wir alle haben diese Spiele mitfinanziert.
Die Übertragungsrechte haben sich ARD und ZDF durchaus etwas kosten lassen. Auch wenn der öffentlich-rechtliche Rundfunk nicht gern über Zahlungsmodalitäten informiert, so flossen für den Pekingwinter wohl 45 Millionen Euro für die Senderechte an das Internationale Olympische Komitee (IOC).
45 Millionen Euro von den Öffentlich-Rechtlichen, die sich durch einen staatlich erhobenen Pflichtbeitrag finanzieren, wurden also auch dazu genutzt, die Lobbyarbeit des IOC zu unterstützen und die Propagandamaschine der kommunistischen Partei Chinas zu ölen.
Das Internationale Olympische Komitee, welches immer wieder in Verdacht der Korruption steht, verfolgt vorrangig wirtschaftliche Interessen. Das gute „Miteinander“ zwischen den Vertragspartner muss stimmen.
So wurden an China nun schon zum dritten Mal in kürzester Zeit Olympische Spiele vergeben. Sommerspiele 2008, Jugend-Sommerspiele 2014, Winterspiele 2022.
Wikipedia erläutert zum IOC: „Das IOC hält die Schirmherrschaft über die olympische Bewegung und beansprucht alle Rechte an den olympischen Symbolen sowie den Spielen selbst. Seine Hauptverantwortung liegt in der Betreuung und Mitorganisation der Olympischen Spiele und der Paralympics, der Auswahl der Austragungsorte und der Sportarten sowie der Vermarktung der Übertragungsrechte.“
Das IOC bestimmt den Austragungsort, verkauft die Übertragungsrechte, erschließt neue Märkte für alte und neue Sponsoren usw. usw.
Da bleibt kein Platz für olympische Werte, für Menschenrechte und Freiheit.
Und mit ARD und ZDF sind wir live dabei!
Unter www.rundfunkbeitrag.de ist zu lesen: „Vielfalt und Qualität für alle – das ist die Aufgabe der frei zu empfan­genden Angebote… Der Rundfunk­beitrag finanziert das Programm des öffentlich-rechtlichen Rundfunks auf Basis eines soli­darischen Modells. Das Ziel dabei ist, eine möglichst große Gerech­tigkeit bei der Finanzierung zu gewähr­leisten. Solidarisch bedeutet dabei, dass alle Bürger, Unternehmen, Institutionen und Einrich­tungen des Gemeinwohls in Deutschland einen Beitrag leisten, damit jeder profitieren kann. Somit tragen Sie dazu bei, dass auch in Zukunft ein unabhängiges, hochwertiges und vielfältiges Programm möglich ist.“
Jeder soll also von dieser solidarischen Zwangsgebühr profitieren.
Das IOC und die Kommunistische Partei Chinas freut‘s. Genau so erfreut sind der Fußball-Weltverband FIFA und das Emirat Katar. ARD und ZDF haben sich die deutschen Übertragungsrechte an der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 längst gesichert.
PS: Hinter vorgehaltener Hand wird schon gemunkelt, dass sich Nordkorea für die 26. Olympischen Winterspiele bewirbt. Die Auswahlkriterien durch das IOC wären durchaus erfüllbar. Und bei ARD und ZDF sitzen Sie dann wieder in der ersten Reihe!

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