Erst Lockdowns und dann Sanktionen bedeuten das Ende

Seit dem 1. Januar 2023 steht der große Saal im Bürgerhaus Fürstenwalder Hof in der zentral gelegenen Gartenstraße leer. Kulturunternehmer und Pächter Ricardo Liebsch hat den Vertrag mit der städtischen Wohnungswirtschaft nicht verlängert. Zu den Gründen äußert er sich folgendermaßen:
„Wir als private Veranstalter stehen unverändert seit März 2020 vor massiven Problemen durch die unaufhörliche Gängelung durch die Politik und des damit verbundenen veränderten Freizeitverhaltens des überwiegenden Teils der Menschen. Wir erbringen seit fast drei Jahren das größte wirtschaftliche Sonderopfer aufgrund der Corona-Politik und waren von März 2020 bis April 2022 nahezu kontinuierlich im Lockdown. Die Veranstaltungsbranche leidet nach über 30 Monaten Kurzarbeit an der mittlerweile unabwendbaren Abwanderung von hervorragend ausgebildeten Fachkräften und zusammengebrochenen Strukturen in der gesamten Veranstaltungsbranche. Nach dem Neustart im Mai 2022 stehen wir nun im Winterhalbjahr 2022/2023 wieder vor enormen Herausforderungen durch die Kombination aus noch nicht ausgestandenen Auswirkungen der Corona-Politik und den Russland-Sanktionen und der daraus resultierenden politisch verursachten Energie- und Rohstoffkrise. Die galoppierende Inflation in Deutschland und die prognostizierte Rezession müssen nun zwangsläufig tiefgreifende Auswirkungen auf meine Planungsaktivitäten für Veranstaltungen in Innenräumen haben. Im Klartext: Ein Saal in diesem Zustand und in dieser Größe ist in Fürstenwalde überhaupt nicht mehr rentabel zu führen und wird ohne städtische Kulturförderung nicht zum Leben wiedererweckt werden können. Solange sich städtische Kulturförderung in Fürstenwalde auf einzelne Leuchttürme beschränkt, haben private Initiativen, die am Ende des Jahres nicht nur kostendeckend, sondern gewinnorientiert wirtschaften müssen, keine Chance mehr. Das sorgt dann im Umkehrschluss für genehme Kultur für die Geldgeber. Kritisches wird der Gast auf staatlich subventionierten Bühnen so gut wie nie hören oder sehen!“
Trotz dieser Widrigkeiten freut sich Ricardo Liebsch nun vor allem auf die Open-Air-Saison ab Mai 2023 auf der Parkbühne und hofft hier zumindest auf erfolgreiche Konzerte, Partys, Kino und Lesungen und vor allem auf viele Gäste im Sommer, „um diesen Kulturort und auch wichtigen Ort freier Debattenräume“ weiterhin als einen wichtigen Magnet für alle Fürstenwalder und Kulturtouristen zu etablieren.

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