30 Jahre Gesellschaft für Arbeit und Soziales (GefAS) e.V.
Die Gesellschaft für Soziales und Arbeit (GefAS) e.V. ist am 10. Januar 30 Jahre alt geworden. Seit Anfang der 90er Jahre ist die GefAS einer der Hauptakteure in der Armutsbekämpfung im Landkreis Oder-Spree. In den vergangenen drei Jahrzehnten wurden außerordentliche Leistungen für sozial benachteiligte Menschen, für Arbeitslose, für Kinder und Jugendliche, für Senioren und Migranten erbracht.
Das bekannteste und wichtigste Projekt dabei ist die Tafel. Hier werden ausschließlich anspruchsberechtigte Personen mit Lebensmitteln versorgt. Die Tafeln der GefAS gibt es in Beeskow, Erkner, Fürstenwalde, Storkow und seit Januar auch in Rüdersdorf.
„Dabei verzeichnen wir ca. 7.000 bis 8.000 Personen monatlich“, erzählt Vorstand Siegfried Unger. „Gezählt werden Einzelpersonen, die auch für ihre Familien Lebensmittel erhalten. Die Zahl muss man entsprechend multiplizieren, um zu erfahren, wie viele Menschen durch die Tafeln der GefAS mit Lebensmitteln ergänzend versorgt werden. Hier wird Armut sichtbar, obwohl Armut immer eine Vereinsamungstendenz hat, gerade jetzt während der Corona-Krise.“
Neben der Tafel sind die Möbel- und Kleiderkammern eine wichtige Hilfe für sozial benachteiligte Menschen. Auch diese werden von der GefAS betrieben.
In der Hauptgeschäftsstelle im Fichtenauer Weg in Erkner konnte sich der Hauke-Verlag ein Bild von diesen Einrichtungen machen. Hier steht die Hilfe von in Not befindlichen Mensche im Mittelpunkt.
Im Tafel-Magazin bei uns äußerte sich der Vorsitzende der Tafel Deutschland, Jochen Brühl, über die mangelnde Unterstützung armer Menschen durch staatliche Institutionen. „Das können wir für unsere Region vollauf bestätigen“, beklagt Siegfried Unger.
„Um die Politiker wach zu rütteln, haben wir im Juni 2020 einen Armutsbericht für den Landkreis Oder-Spree aus der Sicht von GefAS herausgegeben. Viele Bürgermeister, Abgeordnete des Landtages und andere Gremien haben diesen Bericht und die Forderung nach einen Armutsbericht durch die Kreisverwaltung begrüßt. Jedoch stimmten am 02.12.2020 alle Fraktionen, außer der Linken, im Kreistag gegen einen Armutsbericht der Kreisverwaltung. An diesem Thema bleiben wir dran. Wir wollen die Armut im Landkreis Oder-Spree nicht nur vor den Tafeln, sondern im gesamten Landkreis sichtbar machen“, macht der Vorsitzende auf die Problematik aufmerksam.
Wie kam es eigentlich zur Gründung der GefAS vor 30 Jahren? Dafür muss man in die Wendezeit zurückgehen. Der DGB trat nicht in die Rechtsnachfolge des FDGB der DDR. Dadurch gab es bis Mitte der 90er Jahre keine hinreichende Interessenvertretung für Arbeitnehmer.
Nach Lösungen für Interessenvertretungen suchten vorwiegend die Justitiare der Gewerkschaft HBV im DGB, Gunter Rose, und der Gewerkschaft ÖD (Öffentliche Dienste) im ehemaligen FDGB, Siegfried Unger.
Sie mobilisierten Juristen aus Ost- und Westdeutschland und gründeten am 10. Januar 1991 in Mühlhausen/Thüringen das Bildungswerk zur Verteidigung von Arbeitnehmerrechten e.V.
Eigentlich war die Gründung und Tätigkeit des Vereins nur für ca. 5 Jahre vorgesehen, dann sollten die Rechtsberatungsstellen des DGB diese Tätigkeit fortsetzen.
Den Vereinsinteressen kam entgegen, dass die Bundesanstalt für Arbeit dringend Träger von ABM (Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen) suchte, um der Massenarbeitslosigkeit in Deutschland zu begegnen.
Das Bildungswerk zur Verteidigung von Arbeitnehmerrechten war hierzu bereit und in dieser Zeit die einzige Organisation, die sich um arbeitslose und von Arbeitslosigkeit bedrohte Menschen in der ehemaligen DDR kümmerte, und das von Rostock bis Görlitz, letztendlich mit 38 Geschäftsstellen. Über ABM stellten das Bildungswerkt vorwiegend arbeitslos gewordene Juristen ein, qualifizierten diese im Fernlehrgang, in Kooperation mit der Hans-Böckler-Stiftung und der Universität Bremen zum bundesdeutschen Arbeits- und Sozialrecht. Die Eröffnungsveranstaltung fand in der Kongresshalle am Berliner Alexanderplatz statt. Ca. 320 Absolventen erhielten drei Jahre später entsprechende Urkunden. „Nahezu alle Teilnehmer dieses Lehrganges bekamen im Anschluss an ihre Tätigkeit bei der GefAS Anstellungen in Unternehmen, bei der BA, in Verwaltungen oder gründeten Rechtsanwaltsbüros, erzählt Siegfried Unger 30 Jahre später.
Mit dem Beitritt zum Paritätischen Wohlfahrtsverband musste das Bildungswerk zur Verteidigung von Arbeitnehmerrechten den Namen ändern. „Unser Vereinsname wurde für zu militant befunden“, blickt der Vorsitzende zurück. Seitdem ist es die GefAS.
Inzwischen ist neben der Armutsbekämpfung die Asylproblematik der zweite große Schwerpunkt der GefAS. Dazu Siegfried Unger: „Auf Anfrage der Verwaltung des Landkreises Oder-Spree stellten wir im Jahr 2013 unser Haus in der Hegelstraße in Fürstenwalde vollständig zur Aufnahme von 130 Asylbewerbern zur Verfügung und übernahmen auch deren Betreuung.“
Der Betrieb weiterer Notunterkünfte für Asylbewerber erfolgte in Schöneiche und in Grünheide und mit dem weiteren Übergangswohnheim in Erkner. „Seit 2020 betreuen wir darüber hinaus in einem weiteren Projekt ca. 380 Asylbewerber und Migranten, die bereits in Wohnungen leben und fördern ihre Integration mit acht Sozialarbeitern in den Regionen Fürstenwalde und Erkner“, so Siegfried Unger.
Neben den hauptamtlichen Mitarbeitern würde die Arbeit der GefAS ohne die vielen Ehrenamtlichen und die Spender und Sponsoren nicht funktionieren. An sie wendet sich der Vorstand noch einmal persönlich: „Ihnen gebührt unser aufrichtiger Dank. Ohne die fleißige Tätigkeit dieser Menschen, ohne die selbstlose ideelle und materielle Unterstützung und Hilfe wäre die Gesellschaft für Arbeit und Soziales keine 30-jährige Erfolgsgeschichte.“
Herzlichen Glückwunsch zum 30-jährigen Jubiläum an die gute Seele im Landkreis Oder-Spree vom gesamten Team des Hauke-Verlages!
Michael Hauke