Na, schon in Weihnachtsstimmung? Noch nicht? Aber warum denn noch nicht? Es war vor ein paar Tagen schon so richtig kalt, in den Einkaufsmärkten stapeln sich die Festtagsversüßer, die Weihnachtsmarkttermine stehen fest, und die Versandhäuser bombardieren uns mit Geschenkkatalogen. Eigentlich sind alle soweit. Nur Sie haben sich noch nicht mit dem Thema befaßt. Nun gut, ich auch noch nicht. Aber es wird Zeit. Wer zu spät kommt, den bestraft die Weihnachtsindustrie. Wer nicht aufpaßt und erst in den Tagen kurz vor dem Fest lossprintet, um schnell noch seine Einkäufe zu tätigen, dem könnte es passieren, daß er seinen Lieben statt dem bärtigen Schokomann einen dümmlich grinsenden Osterhasen gleicher Inhaltssubstanz auf den bunten Teller packen muß. Ja, wir hetzen durch eine schnellebige Zeit. Das heilige Fest hat noch nicht begonnen, schon visiert die Kaufrauschindustrie das nächste Schlachtefest an. Aber man hat sich ja daran gewöhnt. Dann werden Christstollen, Schokoladenhohlkörper, Lebkuchen und das ganze dazugehörige Gedöns eben schon zwei Monate vorher eingelagert. Und Sorgen um Haltbarkeit und Frischesiegel braucht sich heutzutage keiner mehr zu machen – zum Glück gibt es Tupperware.
Ja, meine Damen, jetzt sind Sie erstaunt. Auch mir sind die unkaputtbaren Behältnisse bekannt. Hätte mir jemand vor ca. zehn Jahren auf meine Frage: „Habt ihr heute abend schon etwas vor?“ geantwortet: „Bei uns wird heute getuppert“ – hätte ich bestimmt gedacht: „Ist das ein Ferkel, so genau wollte ich es auch wieder nicht wissen“.
Mittlerweile weiß ich aber, worum es geht. Ich selbst habe dieses Plastezeug noch nicht käuflich erworben. Dafür haben die weiblichen Wesen aus meiner unmittelbaren Umgebung unsere Küche aufgerüstet. Überhaupt scheint fast ausschließlich die weibliche Bevölkerungsschicht diesen Erzeugnissen verfallen zu sein. Um dem Tupperware-Sortiment zu huldigen werden sogar Partys veranstaltet.
Und genau an diesem Punkt kommt der männliche Verstand nicht mehr mit. Er wehrt sich. Sie fragen sich jetzt sicherlich, ob ich den Verstand aller Männer meine. Nein, ich spreche hier nur von mir – und von 98 Prozent der männlichen Bevölkerung (über 18 Jahre) in tupperüberschwemmten Gebieten. Ich weiß noch nicht einmal genau, wie man diesen Überbegriff eines geordneten Haushaltes richtig ausspricht. Spricht man es nun holprigdeutsch als Tupperware oder näselt man in Weltsprache Tabberwähr? Und warum sucht man ewig den passenden Deckel für das dazugehörige Unterteil? Hat die unterschiedliche Farbgebung dieser Plasteerzeugnisse etwa auch eine Bedeutung? Warum sind in den Augen unserer Frauen die plastischen Becher, Schalen, Behälter, Brotbüchsen, Backformen, Tortenheber, etc., von Aldi, Ikea & Co. nur billiger Plunder, aber das preisintensivere Tupperplaste eine Offenbahrung? Fragen über Fragen.
Da ich aber eine neugieriger Mensch bin, war ich auf der Homepage von Tupperware. Ja, ich habe mich geopfert. Im Dienste meiner männlichen Leidensgenossen. Auffallend war, daß sich die Produktinformationstexte alle an weibliche Interessenten zu richten schienen. Dann ging es ins Detail. Auf einer Seite über ein Kompakt-System mit Klarsichtblende (durchsichtige Büchsen mit Deckel) steht: „Ordnung, Übersicht und sauberes Arbeiten – all das ermöglicht … bla, bla, bla“, „Ordnung ist das halbe Leben!“. Brrr, so etwas habe ich in meiner Kindheit oft gehört – und es schon damals schnell verdrängt. Dann stand zu lesen: „Damit Frisches lange frisch bleibt … PrimaKlima … spezielles Belüftungssystem, durch zwei Klimaventile … Sauerstoff hinein- und Kohlendioxid sowie Wasserdampf hinaus … mit kostenloser Frischetabelle für die richtige Ventileinstellung …“. Hört sich total wissenschaftlich und bedeutsam an. Letztendlich ging es aber auch dabei nur wieder um eine durchsichtige Büchse mit Deckel.
Mit ähnlichem Grundtenor folgte Seite für Seite. Gähn …. Ich habe aber nicht herausgefunden, warum diese Plastebutten auf Frauen so magisch wirken. Bevor ich, mit bis zu den Knien eingeschlafenen Beinen, die unergründliche Basis von Tupper wieder verließ, fiel mein Blick auf einen Link mit der Überschrift „Für unsere männlichen Kunden“. Ah, jetzt versprach es, aufschlußreich zu werden. Also angeklickt, ein Fenster öffnete sich – und: „Zum Zweck der besseren Lesbarkeit beschränken wir uns auf die Schreibung in weiblicher Form. Selbstverständlich sprechen wir mit unseren Aussagen auch die männliche Zielgruppe an.“ Das war‘s. Nichts Männerspezifisches bei Tupper.
Und da wurde mir klar, Tupperware ist ausschließlich so ein Frauending. Wir Männer sollen es auch gar nicht verstehen. Hier geht es nicht um Haushaltsprodukte. Hier geht es um Machtkampf. Tupperpartys sind konspirative Treffen einer Frauenbewegung, die uns Männern suggerieren will, daß wir geistig unterlegen sind. Oder warum sonst will man uns begreiflich machen, daß ein Tortenheber eine Schneidekante haben muß?
Männer, laßt euch nichts gefallen! Schneidet die Torte weiterhin mit dem Messer. Laßt euch nicht von Klimaventilen, Kompakt-Systemen und Silikonbackformen unterkriegen. Reagiert umgehend auf verpackungstechnische Veränderungen im Küchenschrank. Wehret den Anfängen! Ein besonderes Augenmerk aber habt auf die Innenseiten der Küchenschranktüren. Ich spreche aus Erfahrung. Ich weiß, was folgt – klebt dort irgendwann die kostenlose Frischetabelle.