von Jan Knaupp

So, der vierte Advent ist vorbei, in zwei Tagen ist es soweit. Wir haben uns seit Wochen langsam herangepirscht, jetzt geht es in die heiße Phase.
Es ist die Phase, die uns zeigt, wie belastbar wir noch sind.
Wie haben wir diese erneute Sparflammen-Adventszeit, ohne die Weihnachtsmärkte, ohne Adventssänger und Weihnachtskonzerte in Schulen und Kitas, ohne Lichterfeste etc. überstanden? Wie haben wir den Wegfall der vielen liebgewonnenen zwischenmenschlichen Aktivitäten und Veranstaltungen verkraftet? Wie gut haben wir unsere Körper auf die kommenden Zucker- und Cholesterinattacken vorbereitet? Haben Leber und Magen den letzten Glühweinrausch gut überstanden?
Wie gut sind wir für die kommenden Festtage gewappnet?
Ich wünsche uns allen, dass für die nächsten Tage das Wesentliche der ganz privaten Weihnachtsstimmung an Bedeutung gewinnt. Dass durch familiäres und freundschaftliches Miteinander, Unmut, Ängste und Sorgen ein wenig in den Hintergrund rücken, dass schwere Gedanken sich eine Auszeit nehmen.
Ein normales Weihnachten
In zwei Tagen sollten alle Geschenke verpackt unter den geschmückten Weihnachtsbäumen liegen, das Festtagsgeflügel sollte aufgetaut und das Weinregal aufgefüllt sein.
Das mit dem Schenken ist ja immer so eine Sache. Ein Geschenk sollte dem Beschenkten die größtmögliche Freude bereiten, ganz auf ihn und seine Ansprüche zugeschnitten sein – genau darin liegt das Problem. Nach etlichen Geburtstags- und Weihnachtsfesten und den damit verbundenen Bemühungen, dem Beschenkten und seinen Ansprüchen gerecht zu werden, hat sich die Zahl der noch schenkbaren Exponate gegen Null dezimiert. Da man aber mit werdendem Alter nicht niveauloser schenken möchte, zermartert man sich das Gehirn und wirkt dann unterm leuchtenden Baum leicht angeklatscht. Apropos Baum. Um angeklatscht unter selbigem sitzen zu können, muss der richtige Baum erst einmal gefunden sein. Das Angebot ist riesig. Plaste und Elaste, mit und ohne Tannenduft, in pink, weiß oder lila, mit Kunststoffschnee, mit Musik, regungslos oder sich drehend. Natürlich gibt es auch noch die Profanen. Das sind die, die nach Weihnachten von den Schweden immer aus dem Fenster geworfen werden, um dann bei Ikea als Bücherregal zu enden. Also die, die beim Aufstellen die Hände verharzen und nach kurzer Zeit ihre echten Nadeln in den Teppich bohren. Gerade gewachsen und mit den richtigen Maßen wahrscheinlich immer noch die Schönsten unter den Festtagserhellern. Wenn man diesen zur Zufriedenheit aller Mitfeiernden organisiert hat und sich dann noch erfolgreich vor der Beschmückung drücken konnte, ist man der Weihnachtsglückseeligkeit schon ein Stück näher. Zum Glück ist ja auch meist irgendein Familienmitglied ganz versessen darauf, in stundenlanger Fummelei den Baum zu behängen. Zwar ist dann das Wohnzimmer als Ruheraum tabu, doch Ausweichmöglichkeiten finden sich immer. So kann man zum Beispiel schon mal rumschnökern und versuchen, die Weihnachtsgeschenkverstecke der ahnungslosen Weihnachtsbaumschmücker ausfindig zu machen. Man könnte natürlich auch in die Pfannen und Töpfe schauen und bei den Leckereien eine kleine Vorab-Qualitätskontrolle vornehmen.

Ich wünsche Ihnen ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Start ins Jahr 2022!

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