So, da sind wir schon wieder mitten im neuen Jahr. Die lang ersehnten Freifeiertage scheinen eine gefühlte kleine Ewigkeit hinter uns zu liegen – die nächsten liegen leider noch weit vor uns. Man hat noch den Geschmack der Weihnachtsgans, des Neujahrskarpfens, des Festtagsalkohols und der Magensäureregulanz-Tabletten auf der Zunge, schon fordert das neue Jahr seinen Tribut. Nicht nur, daß mittlerweile jobtechnisch wieder Vollgas gegeben wird, der Blick auf die im Januar üblichen Kontoabbuchungen erzeugt ein deprimierendes Gefühl der inneren und finanziellen Leere. Aber ich möchte Ihnen hier nichts vorflennen, Ihre Konten sehen ja auch nicht besser aus.
Trotzdem wäre es doch viel schöner, wenn das neue Jahr begonnen hätte, wie das alte Jahr geendet hatte – mit Nichtstun. Stattdessen wird schon wieder rumgehetzt und rumgewetzt. So richtig auf den Senkel gehen mir diese hyperaktiven, überfreundlichen, überagilen Machertypen. Diese Typen, die in kürzester Zeit von Null auf Hundert schießen. Diese unzerknautschten und taffen „EingesundesneuesJahr-Wünscher“, die ohne Vorwarnung an einem vorbei ins neue Jahr preschen. Ich habe nichts gegen Enthusiasmus, aber doch bitte nicht im Januar. Da könnte man doch ruhig mal Rücksicht nehmen, Rücksicht auf Menschen wie mich.
Der Januar ist mein ganz persönlicher Hängemonat. Mein Körper weigert sich förmlich, irgendwie produktiv zu werden. Woran es liegt, vermag ich nicht zu sagen. Ich habe aber keine schlechte Laune! Gute Laune habe ich allerdings auch nicht. Irgendwie habe ich gar keine Laune.
Im Januar bin ich eigentlich ein Nichts. Nicht mal mehr ein moderner Mann. Mittlerweile habe ich das auch Schwarz auf Weiß. So hat das US-amerikanische Magazin „Esquire“ eine Liste mit Dingen veröffentlicht (im Januar!), die ein moderner Mann wirklich beherrschen sollte. Ich habe diese Liste studiert – aber lesen Sie selbst. Hier ein paar Highlights aus diesem angeblich wissenschaftlich fundierten Werk, in Klammern meine dilettantischen, primitiven und unmodernen Reaktionen.
Da hieß es zum Beispiel:
• Ein Mann sollte brauchbare Ratschläge in einem Satz verpacken können (Ich kann auch unbrauchbare Ratschläge in einem Satz verpacken) • Ein Mann sollte wissen, ob sein Gegenüber lügt (… heißt das nicht: „seine Gegenüber“?) • Ein Mann sollte einen Anzug richtig tragen können (Die Jacke in die Hose gesteckt?) • Ein Mann sollte drei verschiedene Schwimmstile beherrschen (Brustschwimmen, Brustkraulen, Brustgucken) • Ein Mann sollte wissen, wie man eine Fliege bindet (Mit einem feinen Faden ums dünne Beinchen) • Ein Mann sollte einen Drink auch in großen Mengen mixen können (… wichtig wäre hier wohl – in großen Mengen trinken können) • Ein Mann sollte eine Angel einholen, ohne dabei zu kreischen (Wenn aber der Haken im Ohr steckt?) • Ein Mann sollte Quanten-Physik verstehen (Fuß-Physik?) • Ein Mann sollte Interesse heucheln können (Das können Ehemänner am besten!) • Ein Mann sollte das Casino nicht ohne Geld verlassen (Das gilt in Deutschland auch für Kneipen) • Ein Mann sollte die Konfektionsgröße einer Frau erkennen (…einer Frau, seiner Frau, watt für ne Konfektgröße, Hhäää???).
Na, haben Sie es bemerkt, ich bin ein Nichts. Jedenfalls nach modernen Maßstäben. Aber das stört mich nicht, das versaut mir auch nicht die Laune. Ich bin gern ein Nichts, ich habe im Moment ja eh keine Laune – ich befinde mich im Hängemonat Januar.