So, nun ist es wieder soweit, die römisch-katholische Kirche steht einmal mehr im Blickpunkt der entrüsteten Öffentlichkeit. Diesmal hat der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst mit Baukosten von 31 Millionen Euro den Blick der Kirchensteuerzahlenden und aller nichtzahlenden Kritiker auf das finanzielle Vermögen einer kirchlichen Institution gelenkt, die angeblich auch auf staatliche Leistungen, auf Kirchensteuer und Spenden angewiesen ist.
Ich, der wohl als Heide zu bezeichnen ist, und mit Oberbefehlshabern jeglicher Art nicht so gut umgehen kann, habe diese Institution schon immer etwas skeptisch beäugt. Erhabenes und Wahres haben sich mir hier noch nicht erschlossen.
Dieser Kirche, zu deren zentralen Wertsetzungen die Nächstenliebe, die Wahrheit, die Gewaltlosigkeit, der Besitzverzicht, die Gerechtigkeit, die Treue und die Keuschheit gehören, scheinen die eigenen gepredigten Werte immer wieder zum Verhängnis zu werden. Und das nicht erst seit gestern. Die irdische Realität der Kirche sprach und spricht oft eine andere Sprache als die Glaubensbekenntnisse ihrer Vertreter. Kreuzzüge gegen andere Glaubensrichtungen, blutige Eroberungen, Landraub, Inquisition und Scheuklappentaktik waren in früheren Zeiten für die Kirche ein Mittel zur Machterhaltung und zur Bereicherung. Von Gewaltlosigkeit, Gerechtigkeit und Besitzverzicht keine Spur.
Nun, diese schwarzen Zeiten gehören heute zur Weltgeschichte, das ist lange her. Obwohl es sicherlich nicht abwegig ist, dass bestehende Besitztümer und Teile des Vermögens mit diesem Unrecht begründet wurden.
Und auch in heutiger Zeit besudelt sich die Kirche nicht gerade mit Ruhm. Das Festhalten an mittelalterlichen Moralvorstellungen, starre Haltung zu künstlicher Empfängnisverhütung, zu Abtreibung, zu Homosexualität, zu Sterbehilfe, etc., sind Themen, mit denen die Kirchenoberhäupter nur ungern konfrontiert werden.
Immer wieder sieht sich die Kirche auch dem Vorwurf der Heuchelei und der Doppelmoral ausgesetzt. Wohl zu recht. Die Vielzahl der bekannt gewordenen Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch in der römisch-katholischen Kirche, die versuchte Vertuschung dieser Fälle durch die Kirche selbst – wohl das dunkelste Kirchenkapitel in der heutigen Zeit.
Und nun hat also der sogenannte Protz-Bischof Tebartz-van Elst mit seinem Millionenumbau die Kirche wieder ins Gerede gebracht. Es liegt ja auch auf der Hand, wenn ein Bistum über solche immense Mittel verfügen kann, scheint das ja wohl nur die finanzielle Spitze eines riesigen Eisberges zu sein.
Mittlerweile kann man lesen, dass auch andere Bistümer millionenschwer sind. Der Vatikan bzw. die katholische Kirche gelten mittlerweile als ein Milliardenunternehmen, die Kirche wird als der größte und mächtigste Börsenmakler benannt, die Rede ist von Tausenden von Immobilien in der ganzen westlichen Welt, von einer Vielzahl von Ländereien und großen Teilhaberschaften an Industrie- und Wirtschaftskonzernen. Angeblich ist derzeit absolut unmöglich, das gesamte Vermögen der Kirche festzustellen und einzuschätzen.
Im Hinblick auf dieses Vermögen muten Kirchensteuer und Spendenaufrufe absurd an. Das Absurdum steigert sich erst recht, wenn man bedenkt, was die Kirche weltweit mit einer finanziell aktiven Nächstenliebe zur Elendsminderung beitragen könnte.
Es mag sein, dass es irgendwann ein wirkliches Umdenken in dieser Institution gibt, dass gepredigte Nächstenliebe, die Gerechtigkeit und die Wahrheit einen größeren Stellenwert einnehmen, als es bisher der Fall war. Aber eigentlich glaube ich nicht daran.