– In den Wahllokalen lag Rainer Galla (AfD) vorn –

SPD-Kandidat Frank Steffen wird neuer Landrat. Er setzte sich in der Stichwahl am 14.05.2023 gegen Rainer Galla von der AfD durch. Nach Angaben des Landkreises Oder-Spree entfielen auf den amtierenden Bürgermeister der Kreisstadt Beeskow 52,4%. Rainer Galla, der im ersten Wahlgang vorn war, erreichte 47,6%.
Die Wahlbeteiligung lag zwar bei mäßigen 38,5%, damit jedoch knapp zwei Prozentpunkte über der im ersten Wahlgang, als 36,6% der Wahlberechtigten ihre Stimme abgaben – aber acht Kandidaten antraten. Zum Vergleich: Am 16.12.2016 nahmen an der Stichwahl zwischen Rolf Lindemann (SPD) und Sascha Gehm (CDU) nur 19,2% der Wahlberechtigten teil.
Das nötige Quorum von 15% aller Wahlberechtigten, das der gewählte Landrat braucht, wurde bei dieser Wahl klar erreicht. Eine Wahl durch den Kreistag, die bereits per „Vorratsbeschluss“ vorbereitet wurde und 2017 durchgeführt werden musste, ist damit vom Tisch.
Frank Steffen tritt am 1. August 2023 seine neue Funktion an. Auf seiner Webseite schreibt er: „Ich war in zahlreichen Orten in unserem Landkreis und habe viele interessante Gespräche geführt. Dabei ist mir nicht verborgen geblieben, welche Probleme es auch gibt. Das Wahlergebnis bringt das zum Ausdruck. Allen, die mich gewählt haben, danke ich dafür sehr herzlich. Über die Verantwortung, die damit verbunden ist, bin ich mir bewusst. […] Das heißt auch, die Wählerinnen und Wähler zu gewinnen, die sich für meinen Mitbewerber entschieden haben oder nicht zur Wahl gegangen sind.“ Beim rbb sagte Frank Steffen zum knappen Wahlausgang: „Das ist natürlich etwas, was mich besorgt macht, dass so viele Menschen bereit sind, bei der AfD ihr Kreuz zu machen.“
Interessant sind die gravierenden Unterschiede zwischen den Ergebnissen in den Wahllokalen und denen der Briefwahl. Rainer Galla führte den gesamten Wahlabend: In den 238 Urnen-Wahllokalen bekam er 51,4%, während Frank Steffen nur 48,6% erreichte. Dann kamen die Ergebnisse aus den 17 Briefwahllokalen hinzu. Hier ergab sich ein gänzlich anderes Bild. Das Briefwahlergebnis lautet: 66,5% zu 33,5% für Frank Steffen.
In keinem einzigen Briefwahllokal erreichte Rainer Galla die Mehrheit. Auch in seinen Hochburgen, in denen der AfD-Kandidat in den Urnen-Wahllokalen um die 60% erreichte, ging die Briefwahl an Frank Steffen – und zwar überall sehr deutlich, teilweise mit 70 zu 30.
Insgesamt gab es 12.205 gültige Briefwahlstimmen und 44.948 gültige Stimmen bei der Urnenwahl. Der Anteil der Briefwahlstimmen betrug damit 21,35%. Sie entschieden die Wahl.
Interessant auch: Bei der Stichwahl waren 2,5% aller Wahlscheine ungültig. Im ersten Wahlgang hatte diese Quote noch bei 1,0% gelegen.
Michael Hauke

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