… heute möchte ich mich einmal gezielt an Sie wenden. Da Sie hier die allmächtigen Arbeitsvermittler, letztendlich vielleicht sogar die letzte Instanz vor einer reichtumfördernden Tätigkeit sind, sind Sie genau die richtigen Ansprechpartner für mich. Also, um es kurz zu machen – ich hätte gern so einen richtig tollen Job. Nee, nicht so ein 08/15-Maloche-Ding, ich hätte gern so einen gewinnbringenden Knaller. Sie wissen schon, so ein Job, wie er nicht über den Arbeitsamtschreibtisch geht, eben so einen Job, der eher unter dem Laden- bzw. Arbeitsamtschreibtisch weggeht.
Wie, bei ihnen geht nichts unten weg? Das können Sie mir doch nicht erzählen, solche besonderen Betätigungsfelder fallen doch nicht vom Himmel. Die hochbezahlten Manager- und BigBoss-Jobs werden doch von Profis vermittelt. Wer vermittelt die denn dann, wenn nicht Sie? Irgend jemand muß die Perlen des freien Arbeitsmarktes doch anbieten! Mir muß man hier nichts erzählen, ich kann mir schon denken, wie das läuft (… ich zwinkere ihnen übrigens gerade unauffällig zu!!!). Natürlich ist mir klar, daß man Ihr spezielles Entgegenkommen auch gebührend honorieren sollte – kein Problem, da werden wir uns sicherlich einig. Ich hoffe, daß ein jährlicher Dankbarkeits-Scheck zu Weihnachten die Erwartungen erfüllt. Das sogenannte „Hochschlafen“ kann ich altersbedingt leider nicht mehr anbieten.
So, und nun zu meinen Wünschen. Also, wenn ich es mir aussuchen dürfte, dann wäre ich gern so ein ganz großes Tier. Ein Mega-Politiker, am besten der große Chef einer Partei. Ich kann wirklich ausgezeichnet große Reden schwingen, auch mit ein paar kleineren oder größeren Lügen hätte ich kein Problem. Bei guter Bezahlung nehme ich das gern in Kauf.
Ich wäre aber auch gern so ein dicker Macker an der Börse. Als Finanzhai und Spekulant kann man fremde Kohle verprassen, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden. Wenn man sich verspekuliert, ist das nicht weiter schlimm. Dafür gibt es schließlich staatliche Auffangprojekte. Übrigens – fremde Kohle verprassen kann ich bestimmt super gut.
Oder Sie geben mir so einen Job, bei dem man Wasser predigt und selbst täglich Wein säuft. Predigen und saufen – das liegt mir bestimmt auch. Nebenbei würde ich noch ein bißchen die Welt erklären, natürlich nur, wie es in meine Weltanschauung paßt.
Vielleicht haben Sie ja auch gerade eine freie Stelle in der Waffenindustrie. Mir klingt hier die Berufsbezeichnung „Multi“ im Ohr. Kriege gibt es ja immer, da läßt sich so einiges verdienen. Nee, ein schlechtes Gewissen würde ich nicht haben, das ist ein Job wie jeder andere – bloß die Verdienstmöglichkeiten sind etwas ausgereifter.
Wenn jetzt aber in der Waffenindustrie gerade nichts frei sein sollte, ich würde auch eine Vormachtstellung im medizinischen Bereich annehmen. Mit einem Pharmamonopol würde ich in die Kriegsgebiete Medizin verschicken – für die vielen Opfer – natürlich nur gegen Devisen. Man kann sich seinen Pazifismus ja ruhig bezahlen lassen.
Ich bin eigentlich nicht wählerisch, ich würde auch so eine Talkshow moderieren. Ich hätte keine Skrupel, geistig arme Menschen so richtig vorzuführen. Wenn die Einschaltquoten steigen sollen, dann ist es heutzutage völlig normal, daß man mit gequirlter Sch…. Geld verdient. Niveau muß da nicht sein.
So, was ist nun mit so einer Vermittlung? Ist gerade etwas frei für mich? Ich bringe schließlich fast alle Qualitäten und Tugenden für oben genannte Posten mit. Und was mir noch fehlt, könnte ich mir in einem Selbststudium aneignen. So schwierig dürfte es ja nicht sein, sich ein bißchen Machtgeilheit, Heuchelei, Lug und Trug, Skrupellosigkeit und Arroganz anzueignen. Das haben schließlich schon ganz andere geschafft.
Bitte, liebes Team vom Arbeitsamt – ich werde alt, ich brauche das Geld! Und wie oben schon mal erwähnt – es soll Ihr Schaden nicht sein (… ich zwinkere gerade wieder verschwörerisch!). Ich hoffe, ich höre bald von Ihnen!