Mir reicht es! Ich prangere das an! Ich verlange ein Gesetz dagegen! Oder wenigstens eine Initiative, die – wie ich – dagegen ist. Die aggressiv und unbarmherzig zurückschlägt, die sich nichts mehr gefallen lässt. Eine Initiative, die ihre Anti-Haltung öffentlich bekannt macht, die permanent auf das Unrecht und die Pein hinweist, die sich lautstark Gehör verschafft.
Da haben wir in Deutschland Initiativen gegen alles und jeden, es gibt da kaum eine Einschränkung. Da gibt es Initiativen gegen Gartenfeuer, gegen Waldbrand, gegen Osterfeuer, gegen Sodbrennen, gegen Abzockerei, gegen Staus, gegen Verkehr, gegen Einbahnstraßen, gegen Umgehungsstraßen, gegen Autobahnen, gegen Flughäfen, gegen Fluglärm, gegen Bahnlärm, gegen Tageslärm, gegen Nachtlärm, gegen Tempolimit, gegen Tachomanipulation, gegen Schulnoten, gegen Studiengebühren, gegen Leiharbeit, gegen Kirchenprivilegien, gegen Gehaltsexzesse, gegen Steuerbetrug, gegen Steuerbegünstigung, gegen Finanzschnüffelei, gegen Managerbezüge, gegen Bürokratie, gegen Cypermobbing, gegen Hundesteuer, gegen Hundekot, gegen Taubenkot, gegen Tierhaltung, gegen die Sommerzeit, gegen die Jagd, gegen Windkraft, gegen Atomkraft, gegen Klimawandel, gegen Kohleabbau, gegen CO2-Verpressung, gegen Bodenerosion, gegen Biogasanlagen, gegen Wasser-Privatisierung, gegen Burnout, gegen Depressionen, gegen Abschiebung, gegen Gewalt, gegen Leistungsschutzrecht, gegen Lebensmittelverschwendung, gegen Rentenversicherungspflicht, gegen Fettleibigkeit, gegen Magermodels, gegen Hochhäuser, gegen das Fällen von Kastanien, gegen Kaffeesteuer, gegen Zigarettensteuern, gegen Wettkampfangeln, gegen Raucher, gegen Alkohol, gegen Komatrinken, gegen Sexualkunde, gegen Sexpauschale, gegen Straßenstrich, gegen Einsamkeit, gegen Beziehungen, gegen Musikvideos, gegen … und so weiter, und so weiter.
Also, irgendwie scheint es gegen alles eine Initiative zu geben – nur ich stehe initiativlos da. Dabei wäre ich nun wirklich einmal dran.
Ich will mich auch mit Gleichgesinnten in dunklen Kneipen treffen, Demonstrationen planen, das Feindbild pflegen, dem Gegner die verharmlosende Maske von der hässlichen Fratze reißen und zum Gegenschlag ausholen. Ich bin bereit für den Kampf. Ich bin bereit, ich möchte dem Agressor die Schmach und die Heimtücke Zahn um Zahn zurück zahlen, ihm Auge in Auge gegenüber stehen! Hoffentlich tränen diese dann nicht wieder so sehr, oder ich bekomme gar einen Niesanfall.
Aber egal – mein Herz schreit nach Revolution: „Allergiker aller Bundesländer, vereinigt Euch! Allergiker gegen Pollen!“