So, da haben wir den Salat. Eigentlich wollte ich heute mal so einen richtigen Knaller bringen, doch daraus wird nichts. Schuld ist das Wetter. Warum? Keine Ahnung. Das ist doch auch egal. Alle schimpfen über das Wetter, ich bin ein Herdentier – also mache ich mit. Ist doch auch schön einfach, die komplette schlechte Laune auf das Wetter zu schieben. Eigentlich mag ich den Winter ja. Aber wenn es allen reicht , reicht es mir eben auch.
Der Frühling muß her. Das sagen alle. Auch ich kann das gut verstehen. Ich möchte endlich mal wieder durch matschige Pampe latschen. Überhaupt ist der Frühling die schönste Jahreszeit. Die bis dato eingefrorenen Hundeexkremente und die am Virus gestorbenen Zugvögel tauen auf und erfreuen uns mit ihrer althergebrachten Konsistenz. Alles wächst und gedeiht. Ich erwarte flehentlich den Tag, an dem meine Augen den Frühlingsblühern nicht mehr standhalten können und endlich wieder auf Walnußgröße anschwellen.
Eigentlich ist es ja schade, daß wir keinen Keller haben. Wie schön wäre es, könnte ich das durch das Tauwetter eventuell eintretende Wasser selbst auspumpen. Alles zwitschert und tiriliert um einen herum, so daß man kaum sein eigenes Wort versteht. Im Frühling werden dann die Straßen wieder geflickt, in die der böse Winter die großen Löcher gerissen hat. Es riecht auch überall so toll. Es duftet nach Krokus, Tulpe, Narzisse und auf den Feldern nach Naturdung. Ach, der Lenz ist so berauschend. Sagen alle. Oder?
Nee, meine Jahreszeit ist dann wohl doch eher der Sommer! Den habe ich so richtig lieb. Im Sommer kann man auch das ganze Wochenende draußen arbeiten. Zu tun gibt es immer. Und was ist schöner, als total kaputt und mit zerschundenen Knochen in einen traumlosen Schlaf zu fallen? Überhaupt, der Sommer ist klasse. Was gibt es tolleres, als mit heruntergelassenen Scheiben relaxt durch die Gegend zu düsen, um sich dann vollkommen cool eine Bindehautentzündung einzufangen. Ich schwitze auch total gern. Dieser animalische Geruch, den so ein naßkaltes T-Shirt verströmt ist mit nichts zu vergleichen. Ja, der Sommer ist mein Favorit. Angebranntes Grillfleisch, Rasen mähen, Mückenplage – das alles versüßt uns die Sommerzeit. Oder?
Vielleicht ist der Sommer ja doch nicht so toll. Ich freue mich wohl lieber auf den Herbst. Da ist es immer so gemütlich. Da kann man dann die Außer-Haus-Arbeiten, die im Sommer auf Grund eines furchtbaren Sonnenbrandes liegengeblieben sind, endlich in Angriff nehmen. Das Wetter ist noch schön, und ein bißchen Regen hat noch keinem geschadet. Der Herbst ist wohl mit Abstand die schönste Jahreszeit. All die bunten Blätter, die man immer dann sehen kann, wenn die Augen nach der erste Grippewelle wieder klar geworden sind. Im Herbst macht auch das morgendliche Anziehen so viel Spaß. Mal friert man, dann schwitzt man wieder. Irgendwie hat man immer das falsche Leibchen an. Aber egal. Herbststürme, Stromausfälle, morgendlicher Nebeleinbruch, rauhreifglatte Straßen und die immer noch andauernde Mückenplage sind Entschädigung genug.
Na, so richtig schön ist der Herbst ja dann doch nicht. Aber der Winter, ja der Winter ist richtig gut. Man kann im Außenbereich nicht mehr arbeiten. Der Schnee deckt alle tristen Grautöne ab. Die Freifeiertage sind fester Bestandteil der Urlaubsplanung. Man kann sich an nutzlosen Weihnachtsgeschenken erfreuen. Man bewegt sich seltener und nimmt in der Regel so ein bis zwei Kilo zu. Klamottentechnisch muß man nicht mehr nachdenken. Man sieht eigentlich immer aus wie ein ausgestopftes Michelinmännchen. Alles ist wirklich total schön. Bis dann wieder so ein Klops kommt und rummosert. Dann wird wieder mal richtig über den Winter gemeckert.
Doch nicht mehr mit mir. Mir reicht‘s.