Ein Aufschrei ging durch dieses Land. Da haben sich doch tatsächlich 53 Schauspieler in einer Videoaktion getraut, satirisch auf ihre Situation in der Pandemie aufmerksam zu machen und kritische Denkanstöße zu Coronamaßnahmen zu äußern.
Die Aktion #allesdichtmachen löste einen Sturm flächendeckender Empörung aus. Für skandalwitternde Journalisten und besserwissende Moderatoren ein gefundenes Fressen. Der „Social-Media-Mob“ tobte wie schon lange nicht mehr. Aber auch „Normalos“ aus der Mitte der Gesellschaft geiferten gegen diese Aktion.
Die ehemals beliebten Schauspieler wurden als Rechte, Antidemokraten und Coronaleugner beschimpft. Der WDR-Rundfunkrat, Garrelt Duin, forderte sogar, die Zusammenarbeit mit den „Übeltätern“ zu beenden.
Die Versuche vernünftiger Debatten und objektiver Auseinandersetzungen wurden niedergeschrieen, die Empörten lechzten nach Schauspielerblut.
Wie ich finde, zeigt die Reaktion auf #allesdichtmachen sehr gut, in welcher Zeit wir mittlerweile leben.
Meinungsmacher, Oberlehrer, Weltversteher und die politisch Korrekten wollen diktieren, in welche Richtung gedacht, geredet und gehandelt werden darf. Selbst ernannte Tugendwächter überwachen die sozialen Medien nach unkorrekten Fehltritten. Jeder, der nicht konform geht, ist ein Feind. Unter dem Deckmantel der Demokratie wurde die demokratische Bahn aber schon längst verlassen. Andersdenkende und kritisch Hinterfragende sind gesellschaftlich zu ächten. Parallelen mit der DDR sind zwar unerwünscht, drängen sich aber immer stärker auf. Statt ein vernünftiges Miteinander anzustreben, werden Ideologien zu Wahrheiten erklärt.
Kunst, Kultur, Literatur, Denkmäler und Straßennamen fallen den neuen Leitlinien zum Opfer. Sprachreglementierung, geschlechtsneutrales Schreiben und politisch korrekte Umformulierungen sind an der Tagesordnung.
„Cancel Culture“ ist das neue Schlagwort. Es bezeichnet die Bestrebungen zum Ausschluss von Personen oder Organisationen, denen beleidigende oder diskriminierende Aussagen beziehungsweise Handlungen vorgeworfen werden.
Diese „Cancel Culture“ ist in unserem Alltag angekommen und wird mittlerweile auch großzügig gegen alle eingesetzt, die nicht das gerade gewünschte Meinungsbild vertreten.
Hier bekommen die, die nicht mit dem Strom schwimmen, den Zorn der Selbstgerechten zu spüren. Rufschädigende Diffamierungen und erfundene Beschuldigungen erhalten die Legitimation der politisch korrekten Handlungsweise.
Hier werden Menschen abgestempelt und in Schubladen gesteckt, auf denen dann Rassist, Sexist oder Umweltsau steht.
Dann gibt es neuerdings noch die Schublade mit Aufschrift „Böser alter weißer Mann“. Das ist so eine Sammelschublade. Da steckt man dann die schwerer zu definierenden Feindbilder hinein.
Vielleicht stecke ich da ja auch schon drin. Wer weiß denn schon, welche Spekulationen und Gerüchte über einen selbst so im Umlauf sind. Ich fahre schließlich einen Diesel-SUV. Damit ist man fast automatisch Umweltsünder. Vielleicht lösche ich bei den im Verlag angekommenen Pressemitteilungen auch immer die Gendersternchen oder kaufe nur Klamotten, die durch Kinderarbeit in Bangladesch hergestellt wurden?!
Es könnte ja auch sein, dass ich nachmittags oft mit einer dicken Zigarre auf meiner im Kolonialstil erbauten Terrasse sitze, dort ausschließlich schwarzen Plantagenkaffee trinke, welcher nicht „Fair Trade“ gehandelt wurde und verspeise genüsslich „Negerküsse“?!
Ich besitze auch ein Luftgewehr. Vielleicht habe ich das nur, um hin und wieder auf bedrohte Vogelarten zu schießen?!
Oder verwende ich etwa beim Grillen Holzkohle aus illegal gerodeten Regenwäldern und lege nur Fleisch aus Massentierhaltung auf den Rost? Lache ich etwa lauthals über garstige Minderheitenwitze? Bette ich mein müdes Haupt nur auf ein Kopfkissen, für welches polnische Mastgänse ihr Federkleid opfern mussten?
Oder bin ich eventuell ganz anders?
Was ist Wahrheit, was ist Lüge? Für viele Aktionisten der
„Cancel Culture“ ist das egal. Wichtig ist, Gerüchte als moralisch bedenkliche Tatsachen zu verbreiten, um die Öffentlichkeit von der Boshaftigkeit des Feindes zu überzeugen.
Und der Mob tobt!