So ein beklopptes Wetter, ich könnte mich ja nur aufregen. Statt Frostblumen an den Fenstern sprießen Schneeglöckchen, Weidenkätzchen und die dusselige Haselnuss denkt, es wäre Frühling. Meine Allergiesensoren schlagen bei all’ dem Frühlingsblüherquatsch aus, die Augen jucken und die Nase niest.
Wat is’n dat für’n Winta? Ich möchte das so nicht!
Dabei ist der Januar sonst mein Hängemonat. Ich lasse es sonst im Jänna, däm easchten Monat vom Joa, eigentlich immer ruhiger angehen. Sie wissen schon: draußen kalt – drinnen warm, rumliegen, faulenzen, lesen, Rotwein trinken, restliche Weihnachtsschoko wegmampfen, rumliegen, faulenzen, lesen, Rotwein trinken …
Das geht aber bei diesen Temperaturen nicht, das macht keinen Spaß! Außerdem kann ich die Faulenzerei vor mir selbst nicht rechtfertigen, wenn draußen alles grünt. Ohne Schnee sieht man liegengebliebene Dringlichkeiten aus dem letzten Jahr, ohne Schnee wird man immer wieder erinnert, dies und jenes könnte noch bewerkstelligt werden, ohne Schnee ist nicht gut faulenzen.
Selbst meine lange Strickunterwäsche, die fast ein Jahr in der hintersten Ecke meines Kleiderschrankes auf die Erweckung harrte, kann ihr muffiges Dasein noch nicht verlassen. Stattdessen überlege ich, ob ich mir ein Strohhütchen gegen die zu erwartende Sonneneinstrahlung kaufe.
Irgendwie haben Frau Holle und Väterchen Frost für diesen Winter versagt. Fast könnte man meinen, die beiden sind nicht mehr zurechnungsfähig. Die wintergeplagten Amerikaner haben mehr Schnee als sie vertragen können und frieren wie besagtes Espenlaub, wir dagegen schwitzen uns die teuer erstandenen Winterjäckchen voll.
Dem Schnee in die erreichbaren Winterparadiese nachzureisen, sollte auch gut überlegt sein. Nachdem unsere Kanzlerin ihre Schweizer Winterfreuden mit derbem Po-Aua bezahlt hat, ist hier Vorsicht geboten.
Aber die Staatsvorderste hat sich ja auch bewegt. Das war wohl ihr Fehler. Ich will ja nur rumliegen, faulenzen, lesen, Rotwein trinken …
Ich hätte wirklich nichts gegen ein bißchen Schnee.
In den Discountern von Aldi in Berlin und Brandenburg soll es ja Schnee bald zu kaufen geben. So habe ich jedenfalls die Pressemeldung der letzten Woche verstanden. 140 Kilogramm Schnee wurden in sieben Bananenkartons entdeckt. Statt jetzt aber die werte Kundschaft mit dieser Winterfreude zu überraschen, haben die Spielverderber von Zoll und Polizei die weiße Pracht wieder aus dem Aldisortiment genommen.
Wat is’n dat für’n Winta?
Aber vielleicht klappt es ja doch noch. Vielleicht bekomme ich ja wenigstens noch eine Hängewoche. Ich warte jetzt gezielt und sehnsüchtig auf die erste Schneeflocke. Sobald diese den Boden berührt, bin ich nicht mehr erreichbar. Sie wissen schon, was ich dann mache. Rumliegen, faulenzen, lesen, Rotwein trinken, restliche Weihnachtsschoko wegmampfen, rumliegen, faulenzen, lesen, Rotwein trinken …