So, vierter Advent. Es ist soweit! Wir haben uns langsam herangepirscht. Die heiße Phase hat begonnen. Die Phase, die uns zeigt, wie belastbar wir noch sind. Wie gut haben wir die verbrannten Weihnachtsplätzchen, die nicht enden wollenden Koalitionsdebatten des neuen Regierungsparteigemisches CDUCSUSPD, den achten Glühweinrausch, die immer neuen Enthüllungen in der NSA-Spähaffäre und die Weihnachtspost mit den Informationen zum neuen SEPA-Zahlverfahren für Überweisungen und Lastschriften mit Nutzung der internationalen Bankkontonummer IBAN und der internationalen Bankleitzahl BIC verkraftet?
Hoffentlich gut, denn jetzt wird es richtig stressig. In drei Tagen sollten alle Geschenke verpackt, die Weihnachtsbäume geschmückt und das Festtagsgeflügel aufgetaut sein. Das mit dem Schenken ist ja immer so ein Ding. Ein Geschenk sollte dem Beschenkten die größtmögliche Freude bereiten, ganz auf ihn und seine Ansprüche zugeschnitten sein. Und genau darin liegt das Problem. Nach etlichen Geburtstags- und Weihnachtsfesten und den damit verbundenen Bemühungen, dem Beschenkten und seinen Ansprüchen gerecht zu werden, hat sich die Zahl der noch schenkbaren Exponate gegen Null dezimiert. Da man aber mit werdendem Alter nicht niveauloser schenken möchte, martert man sich das Gehirn, kauft wahrscheinlich trotzdem das Falsche und ist dann unter dem leuchtenden Baum auf eine gute schauspielerische Leistung der/des Beschenkten angewiesen.
Apropos Baum. Um angeklatscht unter selbigem sitzen zu können, muss der richtige Baum erst einmal gefunden sein. Aber das Angebot ist riesig. Plaste und Elaste, mit und ohne Tannenduft, in pink oder lila, mit Gesicht und Musik, tanzend oder sich drehend. Natürlich gibt es auch noch die profanen. Das sind die, die nach Weihnachten von den Schweden immer aus dem Fenster geworfen werden, um dann bei Ikea als Bücherregal zu enden. Also die, die beim Aufstellen die Hände verharzen und nach kurzer Zeit ihre echten Nadeln in den Teppich bohren. Gerade gewachsen und mit den richtigen Maßen wahrscheinlich immer noch die Schönsten unter den Festtagserhellern. Wenn man diesen zur Zufriedenheit aller Mitfeiernden organisiert hat und sich dann noch erfolgreich vor der Beschmückung drücken konnte, ist man der Weihnachtsglückseeligkeit schon ein Stück näher. Zum Glück ist ja auch meist irgendein Familienmitglied ganz versessen darauf, in stundenlanger Fummelei den Baum zu behängen. Zwar ist dann das Wohnzimmer als persönlicher Ruheraum tabu, doch Ausweichmöglichkeiten finden sich immer. So kann man zum Beispiel schon mal rumschnökern und versuchen, die Weihnachtsgeschenkverstecke der ahnungslosen Weihnachtsbaumschmücker ausfindig zu machen. Man könnte natürlich auch in die Pfannen und Töpfe schauen und bei den Leckereien eine kleine Vorab-Qualitätskontrolle vornehmen. Und damit sind wir bei dem Festtagsgeflügel. Es ist ja nicht überall Geflügel, aber meistens hat es früher einmal gelebt. Zum Glück bekommt man heute den Schmaus schon erlegt, zerlegt, gerupft, geschuppt und ohne Kopf mit traurigen Augen. Müssten wir heute noch mit Lebendgetier zur Selbstschlachtung vorlieb nehmen, würde so manche Feiertagstafel an das Treffen der anonymen Vegetarier erinnern. Doch dem ist ja nicht so – dem Fortschritt sei’s gedankt.
So, vierter Advent. Es ist soweit!
Ich wünsche uns allen eine gute Kondition in der letzten Vorbereitungphase, ein entspanntes Fest und für das neue Jahr Kraft, Mut und gute Freunde.