Dem roten Adler Brandenburgs scheint mittlerweile das Wasser bis zum Hals bzw. das Tränensekret dauerhaft in den Augen zu stehen. Nee, ich meine hier nicht das Hochwasserproblem, obwohl auch hier das Gefieder des Wappenvogels arg in Mitleidenschaft gezogen wurde. Ich meine heute auch nicht die CCS-Problematik, die den Brandenburger Adler überlegen lässt, ob er sich nicht in ein anderes Bundesland absetzt.
Heute geht es mir um die dauernden Ab- und Zugänge in der Platzeckregierung. Es ist schon erstaunlich, wie schnell sich hier das Postenkarussel dreht. Erst im Februar 2010 musste die Infrastrukturministerin Jutta Lieske (SPD) aus gesundheitlichen Gründen aus dem Amt scheiden. Gegen Krankheit ist eben keiner gefeit. Befremdlich empfanden dagegen viele Brandenburger, dass ausgerechnet das ehemalige Mitglied des Deutschen Bundestages, Jörg Vogelsänger, plötzlich zum Minister für Infrastruktur und Landwirtschaft ernannt wurde. Nachdem Vogelsänger durch die Wählerschaft bei der Bundestagswahl 2009 nicht wiedergewählt wurde, ging es für ihn merkwürdigerweise das politische Treppchen nach oben. Erst wurde er zum Staatssekretär berufen, im Februar 2010 gab es dann den Ritterschlag zum Minister. Vom Wähler abgewählt, vom Regierungschef mit einem Ministerposten versorgt – das ist doch mal eine Karriere.
Den Brandenburger Adler hat es nicht gestört, im Februar 2010 erschien die Märkische Heide auf Regierungsebene noch halbwegs intakt. Doch nicht mehr lange. Schon im September 2010 geriet Platzecks Busenkumpel und Brandenburgs Innenminister Rainer Speer (SPD) in die Schlagzeilen. Zahlreiche Vorwürfe im politischen und privaten Bereich, nicht bezahlte Alimente, der Verkauf eines landeseigenen Grundstückes weit unter Wert etc., – als Innenminister war Speer nicht mehr zu halten. Zum 1. Januar 2011 wurde er als Staatssekretär in den wohlverdienten Ruhestand versetzt – natürlich mit den finanziellen Vorzügen eines Staatssekretärs a.D..
Ich glaube, dass war der Zeitpunkt, an dem unserem Wappenvogel das erste Mal speiübel unter dem roten Gefieder wurde. Doch zur Regeneration blieb keine Zeit. Im Januar 2011 musste Brandenburgs Minister für Bildung, Jugend und Sport, Holger Rupprecht (SPD), wegen einer sogenannten Dienstwagenaffäre zurücktreten. Die Verlockung in Form eines Allrad-BMW als Testwagen für einen zweiwöchigen Skiurlaub brachte den nächsten Platzeck-Minister vom ideologisch richtigen Weg ab.
Das Postenkarussel drehte sich nun immer schneller. Zu schnell für den König der Lüfte. Zu dieser Zeit soll sich der rote Adler Brandenburgs beim Flug über Potsdam erbrochen haben. Doch das Ende seines Leidensweges ist noch nicht in Sicht.
Brandenburgs Finanzminister Helmuth Markov (Linke) war der Februarkandidat des Brandenburger Politikdesasters. Auch Markov, der im November 2009 zum Nachfolger von Rainer Speer ernannt wurde, musste sich gegen massive Vorwürfe verteidigen. Laut einem Bericht der „Potsdamer Neuesten Nachrichten“ soll Markov zwei Landesimmobilien ohne Ausschreibung und unter Wert verkauft haben. Desweiteren war bekannt geworden, dass er dem Landesparlament verschwieg, dass die EU wegen gravierender Abrechnungsmängel die Auszahlung von Fördermitteln in Millionenhöhe gestoppt hatte.
Auch Klaus Ness, Generalsekretär der SPD Brandenburg und Platzeck-Vertrauter, musste sich Anfang März gegen Vorwürfe wehren. Laut einem Bericht des „Stern“ soll Ness unter Missachtung des Parteienfinanzierungsgesetzes um Spendengelder für die SPD gebeten haben. Ein Abendessen mit dem damaligen Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier am 02.02.2009, soll in unzulässiger Weise dafür genutzt worden sein, bei geladenen Unternehmen Spenden einzuwerben. Die SPD Brandenburg hat diese Vorwürfe zurückgewiesen, Klaus Ness erklärte den Stern-Bericht als haltlos.
Doch unser Wappentier hat den Schnabel gestrichen voll. Laut unseren Informationen soll der rote Adler mittlerweile mit dem Gedanken spielen, seinen Job als Brandenburgs oberster Repräsentant hinzuschmeißen. Er soll auch überlegt haben, sein Gefieder zu färben, um nicht immer gleich erkannt und verglichen zu werden. Zu peinlich empfindet er die nicht abreißenden Hiobsbotschaften über Brandenburgs Führungsspitze. Zum Glück sieht er sich aber den Brandenburger Bürgern in der Pflicht, die er bei all den Querelen nicht im Stich lassen will.
Steige hoch, Du roter Adler, hoch über Sumpf und Sand, hoch über dunkle Kiefernwälder, heil Dir mein Brandenburger Land.
Weine nicht, Du roter Adler, verzage nicht bei all der Schand, lass uns mit denen nicht alleine, bleib im Brandenburger Land!