Das ZDF strahlte im Februar die „Giovanni Zarrella Show“ aus, witterte Rassismus in Udo Jürgens‘ Schlagerhit „Aber bitte mit Sahne“ und änderte eigenmächtig den Text. Statt „Sie pusten und prusten, fast geht nichts mehr rein. Nur ein Mohrenkopf höchstens, denn Ordnung muss sein“ geht jetzt nur noch ein politisch korrekter „Schokokuss“ rein – alles im Sinne der politisch korrekten Sprachweise. Im Dezember 2022 benennt Außenministerin Baerbock im Auswärtigen Amt das traditionelle Bismarck-Zimmer in „Saal der Deutschen Einheit“ um, das Porträt des einstigen Reichskanzlers wurde in die Asservatenkammer des Ministeriums verbannt. Ein Buch zum Winnetou-Film hat eine weitere Rassismusdebatte ausgelöst, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Sachsen plädiert für Gendern auch an Schulen…
Schon 2020 habe ich mich in einer Kolumne zu dieser Thematik befasst. Seitdem hat sich nichts geändert. Es ist eher noch penetranter geworden. Der Versuch, die Menschen zu bevormunden, zu belehren und zu reglementieren, begegnet uns täglich – und es ist kein Ende in Sicht!

Wann hat das begonnen? Wann haben wir den Meinungsmachern, den Oberlehrern, den Tugendterroristen und den Bevormundern zu viel Raum gelassen?
Wann haben wir eigentlich damit angefangen, uns von den politisch Korrekten unsere Denk- und Redeweisen korrigieren zu lassen?
Wann haben wir zugelassen, dass gerötete Langzeitstudenten, taz-Journalisten, engstirnige Ultraaktivisten und politische Besserwisser uns die Welt erklären?
Wie konnte es dazu kommen, dass sich in Deutschland ein linkes Meinungskartell aufgebaut hat, dass seine Ideologien mit arroganter Selbstgerechtigkeit als einzig wahr propagiert?
Wie konnte es passieren, dass politisch unbequeme Satiriker und Kabarettisten mittlerweile massiv unter Beschuss stehen? Seit wann ist Provokation selbst in der Kunst nicht mehr erwünscht?
Wie wurde es möglich, dass die Gedanken zwar immer noch frei sind, aber falls politisch nicht Mainstream, nicht ausgesprochen werden sollten?
Wieso lassen wir es zu, dass einer ehemals offenen Gesellschaft, langsam der Mund zugenäht wird?
Wie konnte es passieren, dass gerade noch hochgelobte Buchautoren plötzlich in eine Rassismusdebatte verstrickt werden, dass selbsternannte Unwortjäger Bücher wie „Pippi Langstrumpf“, „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“, „Die Kinder von Bullerbü“, „Onkel Toms Hütte“ oder auch „Der Froschkönig“ auf die schwarze Liste setzen, dass alte Kinderbücher umformuliert werden sollen?
Kommt nach den Sprachreglementierungen, der versuchten Kunstzensur durch öffentliche Meinungsmache und dem Diskreditieren von Literatur, jetzt auch noch das Verwischen der Geschichte durch den Abbau von Straßennamen und Denkmälern hinzu?
Haben wir denn schon wieder vergessen, dass es immer besser ist, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen, als zu versuchen, sie auszuradieren?
Ist es mittlerweile als normal anzusehen, das Sprachpolizisten unsere Städte, Dörfer, Parks, Plätze und Supermarktregale nach vermeintlich diskriminierenden Namen durchkämmen, um diese dann an den politisch unkorrekten Pranger zu stellen?
Wann hat es begonnen, das Minderheitenthemen, dass Geschlechterdebatten oder gendergerechtes geschlechtsneutrales Schreiben, eine größere öffentliche Beachtung bekommen, als Thematiken wie Kinder- bzw. Altersarmut oder der Tierschutz?
Wie ist es zu erklären, dass politische und religiöse Fanatiker hier demokratische Rechte genießen, aber im Umkehrschluss gegen unsere demokratischen Freiheiten kämpfen?
Seit wann lassen wir es zu, dass Wirrköpfe und Extremisten, egal aus welchem politischen oder religiösen Lager, unsere Denkweisen manipulieren?
Wann haben wir akzeptiert, dass die Meinung des Andersdenkenden immer nur eine falsche Meinung sein muss?
Wann haben wir verlernt, uns gegenseitig zuzuhören?

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