Ja, es ist wohl soweit. Das einstige Volk der Dichter und Denker ist mittlerweile zu einer undefinierbaren Masse von tumben Hohlköpfen mutiert. So könnte man jedenfalls meinen, wenn man das mediale Angebot und das Konsumverhalten auf den heimischen Fernsehsesseln als eine Art Pisa-Studie auswerten würde. Der mediale Müll, der täglich durch TV- und Radiosender über die Konsumwilligen ausgekippt wird, scheint keine Grenzen zu kennen.
Als wären wir nicht schon mit meinungsmachenden Polittalks, volksbelehrenden Gesprächsrunden und welterklärenden Alleswissern auf den Öffentlich-Rechtlichen genug gestraft – die Privaten, die Fernsehshows produzieren, die den Tatbestand der geistigen Körperverletzung erfüllen, sind angesagt wie noch nie. Jegliches Niveau und das letzte Quentchen Anspruch werden von vornherein rausgefiltert. Unterhaltung muß nicht mehr intelligent sein – dumm, dreist und total verblödet kommt mittlerweile wohl besser an.
Da stellt RTL sogenannte Supertalente vor, die mit ihrer „Show“ via Satellit in unsere Wohnzimmer geschleust werden. Da wird die Busenqueen angekündigt, die mit ihrem extrem großen Vorbau Bier-Dosen zerquetscht und Wassermelonen platzen läßt. Da furzt ein leicht debil aussehendes Männchen Kerzen aus. Das nächste Supertalent steckt sich einen Schlagbohrer in seinen Hals und hängt ein fünf Kilogramm schweres Eisenstück ans Ohrläppchen.
Da wird eine Super Nanny präsentiert, die komplett überdrehte und unerzogene Bälger zu kleinen Knutschbonbons umerzieht. Da bekommt die KIK-Ikone Verona weiße Flügelchen angebastelt und wird als sozialer Hilfsengel vermarktet. Hat ihr Kerl eigentlich immer noch das Finanzamt am Hacken? Dann könnte der doch gleich zur TV-Schuldnerberatung gehen. „Hier werden Sie geholfen“ – aber erst wird die desaströse Finanzsituation offengelegt. Der geneigte Fernsehzuschauer hat ein Recht auf schonungslosen Voyeurismus und den öffentlich finalen Todesstoß für Versager und Verlierer.
Glaubt man den einschlägigen Medien, geifern wir förmlich nach schmutzigen Details, sind wir ein Volk von schadenfreudigen Voyeuren und hinterlistigen Denunzianten. Wir sind neugierig, welche Sexualpraktiken unsere Nachbarn bevorzugen, wir grinsen über die gehirnklumpigen Gäste der nachmittäglichen Talkshows und wir stöhnen mit den Telefonnutten in den abendlichen Werbepausen um die Wette.
Aber auch im Radio stößt man immer wieder auf Ideen, die vor Kreativität strotzen. So gab es im September die BB RADIO Money Pony-Aktion. Hierzu wurde in verschiedenen Brandenburger Orten ein Spielfeld aufgebaut und mehrmals unterteilt. Auf diese Felder konnte gewettet werden. Ein kackendes Pferd, welches seine Notdurft auf eines der Felder verrichtete, ermittelte den Gewinner.
Sicher, über Geschmack läßt sich streiten. Und Sendungen, die einem nicht gefallen, kann man abschalten. Doch das ändert nichts an der Tatsache, daß Niveaulosigkeit Hochkonjunktur hat. Und Hochrechnungen und Einschaltquoten beweisen: wir verblöden.