Von Michael Hauke

EU-Richtlinie teilt Häuser in Effizienzklassen A bis G ein +++ Nur A bis D dürfen weiter bewohnt werden +++ Es ergeht ein Sanierungszwang und Bewohn-Verbot für nicht sanierbare Häuser +++ Eigentümer-Verband „Haus & Grund“ schätzt, dass drei Millionen Häuser vor dem Aus stehen +++ Deutsche Bank geht von Sanierungskosten von 100.000 € pro Haus aus +++ Ein Viertel der Betroffenen wird keinen Kredit bekommen +++ BlackRock: „Historische Chance!“

Von Michael Hauke
Die „EU-Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden“ bedeutet für ungefähr drei Millionen Wohnhäuser ab 2030 das Aus. Das teilt der Eigentümerverband „Haus & Grund“ mit. Hierbei geht es um Häuser, die nicht den hohen Klimaanforderungen entsprechend sanierbar sind und von der EU für „unbewohnbar“ erklärt werden. Allein in Deutschland droht weit mehr als zehn Millionen Menschen der Auszug. Aber wohin?
Zurzeit wird über das „Gebäude-Energie-Gesetz“ der Bundesregierung diskutiert, aber den Menschen droht die Gefahr auch von EU-Seite. Genau wie bei „Habecks Heizhammer“ sind Mieter und Eigenheimbesitzer gleichermaßen betroffen. Laut Untersuchungen des Institutes der Deutschen Wirtschaft wird der EU-Sanierungszwang 34,4% aller Wohngebäude in Deutschland treffen. Mehr als jedes dritte Haus muss aufgrund der EU-Richtlinie bis 2030 bzw. 2033 zwangssaniert werden. Vor allem Miet-Wohnungen sind von der Sanierungspflicht betroffen: 45,5% der deutschen Wohnungen landen in den Energieeffizienzklassen E, F und G.
Häuser, bei denen die Zwangssanierung aufgrund der Substanz nicht möglich oder für den Eigentümer nicht finanzierbar ist, stehen vor der Räumung.
Das „Gebäude-Energie-Gesetz“ der Bundesregierung und die am 14.03.2023 vom EU-Parlament angenommene Richtlinie sind zwei Seiten derselben Medaille. Vorgabe ist, dass Wohngebäude keinerlei Emissionen mehr verursachen dürfen. Zu diesem Zwecke teilt die EU Wohnhäuser in Energieeffizienzklassen von A bis G ein. Ein A bekommen nur Häuser, die komplett emissionsfrei sind. Das wird ab 2030 verpflichtender Standard bei Neubauten. Bestandshäuser müssen zwangssaniert werden, um die Energieeffizienzklasse D zu erreichen. Die EU-Richtlinie sieht dafür zwei Stufen vor. Die Häuser der Klasse G sind bereits 2030 fällig. Bis dahin sind es nur noch sechseinhalb Jahre!
Die Häuser der Klasse E und F müssen drei Jahre später „klimafit“ sein und mindestens Klasse D erreichen. Die genaue Einteilung ist bislang nicht restlos klar. Fest steht allerdings, dass in Deutschland EU-weit die strengsten Vorgaben gelten. Wie kommt das? Ganz einfach, weil es in Deutschland die meisten Nie-drigenergiehäuser gibt. Dieser scheinbare Widerspruch entsteht dadurch, dass es keine einheitliche Klassifizierung für alle EU-Mitgliedsstaaten gibt. Ein Haus, das in Polen oder Holland Klasse B oder C erhält, kann in Deutschland aufgrund des bisher schon hohen Standards in Klasse F oder G kategorisiert sein. Auf Seite 97 der EU-Richtlinie heißt es dazu: „Der Buchstabe G entspricht den 15 Prozent Gebäuden mit der schlechtesten Gesamtenergieeffizienz im nationalen Gebäudebestand zum Zeitpunkt der Einführung der Skala.“ Wie es zu den restlichen Klassen kommen wird, ist ebenfalls in jedem EU-Land anders: „Die Mitgliedstaaten stellen sicher, dass die verbleibenden Klassen A bis F eine gleichmäßige Bandbreitenverteilung der Indikatoren der Gesamtenergieeffizienz auf die Gesamtenergieeffizienzklassen aufweisen.“
Welche Folgen wird das haben? In Deutschland stehen nicht nur Millionen Eigenheime vor dem Aus, sondern auch unzählige Mehrfamilienhäuser, ja ganze Altstädte. Für diejenigen Häuser, die irgendwie sanierbar sind, wird es teuer bis unbezahlbar. Die Deutsche Bank hat errechnet, dass die Sanierungskosten pro Eigenheim bei zurzeit rund 100.000 Euro liegen werden. Nur 62% ihrer Kunden sind für die Sanierungsmaßnahmen überhaupt kreditwürdig. Im „Handelsblatt“ sagte Tobias Horn, Chef des Privatkundengeschäfts der Deutschen Bank: „Bei einem Drittel der Eigentümer werden die Kosten für die energetische Sanierung nach unseren Szenarien deren finanzielle Möglichkeiten übersteigen.“ Bei Sparkassen, Volksbanken und Internetbanken dürfte diese Quote noch deutlich höher ausfallen. Von Eigentümern der Mietshäuser ist hier noch gar nicht die Rede. Wer keinen Kredit bekommt oder dessen Haus nicht sanierbar ist, verliert sein Eigentum. Genauso geht es Mietern, die in Häusern leben, die nicht energetisch sanierbar sind oder deren Eigentümer sich die Sanierung nicht leisten können. Die Deutsche Bank erkennt die Dramatik, die auf Abermillionen Menschen zukommt: „Selbst mit der derzeitigen öffentlichen Förderung ist diese Lücke nicht komplett zu schließen. Berücksichtigt man die staatliche Förderung und die möglichen Energieeinsparungen, ist es noch ein Viertel aller Kunden, die diese Aufwendungen nicht stemmen können.“
Hinzu kommen Millionen Eigentümer, die sich das zwar leisten könnten, aber vielleicht nicht wollen und ihr vermietetes Haus einfach dem Verfall preisgeben werden – weil sich die teure Sanierung wirtschaftlich nicht lohnt oder die Eigentümer einfach schon zu alt sind. Millionen Häuser werden unbewohnbar, aber noch viel mehr komplett wertlos. Was EU und Bundesregierung hier vorhaben, mündet in einem gigantischen Enteignungsprogramm. Für die einen ist das Dach über dem Kopf weg, für die anderen die Altersvorsorge. Die soziale Dramatik ist völlig unfassbar. Die Wohnungsnot wird unbeschreibliche Ausmaße annehmen, zumal es Jahr für Jahr eine millionenfache Zuwanderung nach Deutschland gibt.
Die Deutsche Bank beziffert den Finanzierungsbedarf nur ihrer eigenen Privat-Kunden auf rund 80 Milliarden Euro. Es geht bei dieser Summe ausschließlich um Eigenheimbesitzer. Die Eigentümer von Mehrfamilienhäusern und ganzen Blöcken sind hier nicht eingerechnet, genauso wenig wie die Kunden anderer Kreditinstitute. Das Billionenspiel, von dem ich in der vergangenen Ausgabe schrieb, findet hier seine Fortsetzung.
BlackRock, der größte Vermögensverwalter der Welt, bezeichnet die Klimakrise als „historisch einmalige Chance“ für seine milliardenschweren Anleger. BlackRock schätzt den Investitionsbedarf aufgrund der Energiewende weltweit auf 500 bis 100 Billionen (!) Dollar (vgl. Michael Hauke: „Es ging nie um Gesundheit – und es geht jetzt nicht ums Klima!“, Ausgabe 11/23 vom 24.05.2023).
Aber es geht auch den Gewerbebauten an den Kragen. Auch sie müssen aufwendig saniert werden. Für viele Produktionsstätten im einstigen Industrieland Deutschland sind diese Klimaanforderungen das sichere Aus. Im günstigsten Fall wird die Produktionsstätte ins Ausland verlagert, in vielen Fällen werden die Betriebe – frei nach Habeck – einfach aufhören zu produzieren.
Wer jetzt denkt, so schlimm werde es schon nicht kommen, der sollte die EU-Richtlinie komplett lesen, denn was hier umgesetzt wird, ist nur ein erster Ansatz; bis Ende 2027 wird er dahingehend überprüft, ob die Maßnahmen ausreichen, die Klima-Ziele zu erreichen. Die EU behält sich vor, die Anforderungen an die Energieeffizienz noch deutlich zu verschärfen und die CO2-Preise drastisch zu erhöhen (Seite 108/109 der Richtlinie). Die Zahl der nicht mehr nutzbaren Wohn- und Gewerbegebäude könnte also noch erheblich größer werden.

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