„Was hier geplant ist, ist mit nichts anderem vergleichbar!“

In Fürstenwalde ist eine riesige Surf-Arena geplant. Wo heute das Schwapp steht, soll in drei Jahren eine völlig neue, einzigartige Wasserlandschaft mit riesigem Wavepool für Wellenreiter, mit Rutschenpark („Masterblaster“ und „Slidewheel“) eröffnen. Fürstenwalde erhielte eine einzigartige Freizeiteinrichtung, die in ganz Deutschland seinesgleichen sucht. Aber was wird aus der Schwimmhalle? Welche Auswirkungen hat diese Monster-Investition auf die restlichen Angebote, die zurzeit auf dem Areal in der Großen Freizeit in Fürstenwalde-Nord beheimatet sind?
Der Fürstenwalder Bürgermeister Matthias Rudolph nahm sich viel Zeit für ein ausführliches Interview mit Verleger Michael Hauke, in dem er das Vorhaben erläutert und schildert, wie sich das ganze Areal verändern soll. Um es vorwegzunehmen: Eine Schwimmhalle wird es in Regie der Stadt weitergeben – vielleicht sogar wieder mit 50-Meter-Bahnen.

Michael Hauke: Aus dem Schwapp soll eine riesige Surfanlage werden. Herr Rudolph, erzählen Sie bitte kurz, wie es zu dieser Entwicklung gekommen ist.

Matthias Rudolph: Die Stadt Fürstenwalde bekommt stetig Anfragen von Investoren, die über die üblichen Wege an die Wirtschaftsförderung oder direkt an mich gehen. Die Anfrage für die Surf-ERA kam über den Landkreis Oder-Spree an die Stadtverwaltung. Die Investoren haben über 100 Standorte in Brandenburg eruiert, bis eine kleinere Zahl übrig blieb.

Michael Hauke: Der erste Kontakt fand im Oktober letzten Jahres statt. Wie viele Standorte sind jetzt noch im Rennen?

Matthias Rudolph: Fürstenwalde stand bei den Investoren von Anfang an auf Platz eins. Jetzt sind noch zwei Standorte in der Diskussion: Altlandsberg und wir. Fürstenwalde hat alle Voraussetzungen für ein solches Projekt. Es gibt eine geeignete Fläche und dazu eine perfekte Verkehrsanbindung.

Michael Hauke: Sie haben die Stadtverordneten und die Öffentlichkeit schon vor einiger Zeit über dieses spektakuläre Vorhaben informiert. Im politischen Raum gibt es eine für Fürstenwalder Verhältnisse eher ungewöhnliche Übereinstimmung zwischen Stadtverordneten und Bürgermeister. In der Bürgerschaft werden dagegen viele Ängste und Bedenken laut.

Matthias Rudolph: Das ist völlig verständlich, weil ein solches Projekt immer auch Veränderungen mit sich bringt. Außerdem haben wir nicht alles optimal kommuniziert.

Michael Hauke: Es sollen 100 bis 120 Millionen Euro in Fürstenwalde investiert werden. Eine solche Größenordnung gab es in Fürstenwalde noch nie. Was ist genau geplant?

Matthias Rudolph: Wir stehen seit einiger Zeit vor der schwierigen Frage, wie es mit dem Schwapp weitergehen soll. Die überfällige Sanierung würde die Stadt 20 bis 30 Millionen Euro kosten, ohne dass wir wüssten, wo wir das Geld hernehmen sollen. Man muss dabei sehen, dass wir mit diesen enormen finanziellen Mitteln nur eines schaffen könnten: Das was vor knapp 25 Jahren, nämlich 1997, errichtet wurde, zu ertüchtigen. Was heute technisch möglich ist, fiele hinten runter. Daher kommt die Investorenanfrage für uns genau zum richtigen Zeitpunkt.

Michael Hauke: Die Menschen befürchten, dass Fürstenwalde für dieses gigantische Projekt seine Schwimmhalle aufgibt.

Matthias Rudolph: Um es ganz klar zu sagen: Eine Schwimmhalle als Sportbad wird es auf jeden Fall weitergeben! Die Entscheidung ist eben nicht: Surf-ERA oder Schwimmhalle, sondern: Ein Ja zur Surf-ERA bedeutet gleichzeitig eine neue Schwimmhalle, nennen wir sie Spreeschwimmhalle 2.0, und ein ganz neues, hochmodernes Spaßbad. Wir bleiben also nicht auf dem Stand von 1997 stehen, sondern bekommen etwas völlig Neues, das weit und breit seinesgleichen sucht. In dem Wavepool wird jede Minute eine Welle erzeugt. So etwas gibt es bislang noch nirgends. Der Effekt ist derselbe wie im Meer. Man surft auf der Welle bis zum Strand. Aber es wird in dieser Halle mit komplett zu öffnendem Dach weitere Angebote geben: Einen umlaufenden Kanal, in dem man sich treiben lassen kann, Whirlpools, im Außenbereich auch Platz für andere Sportarten.
Die ganz wesentlichen Highlights sind das „Slidewheel“ und der „Masterblaster“. Das „Slide-wheel“ ist eine Rutschenanlage mit Reifen, in der man zu viert oder bei Kindern noch mehr, bergauf – wie im Schwapp – in eine sich selbstdrehende Röhre geschickt wird und dann eine sehr lange Rutschpartie macht. Der „Masterblaster“ ist als Teil einer Anlage mit fünf Rutschen die Aufwärtsrutsche. Was hier geplant ist, ist nicht mehr vergleichbar mit dem Schwapp – und auch mit sonst nichts. Es wird moderner, besser, schöner, länger, toller! Dazu kommt ein Familienbereich, in dem Eltern oder Großeltern mit ihren kleinen Kindern einen Wasserspielplatz haben werden.
Die Stadt würde also vielerlei gewinnen: Die Frage, wie wir die Sanierung von Schwapp und Schwimmhalle stemmen, wäre aus der Welt. Wir bekämen eine europaweit einzigartige Surf-Arena, ein hochmodernes Spaßbad, vielleicht das schönste Europas, – und eine neue Schwimmhalle.

Michael Hauke: Sie sprechen von der Spreeschwimmhalle 2.0. Ich erinnere mich an die Zeit, als das Schwapp gebaut wurde. Viele Fürstenwalder haben damals kritisiert, dass die neue Schwimmhalle nur noch 25-Meter-Bahnen hatte. Ist es denkbar, dass die Schwimmhalle 2.0 wieder 50-Meter-Bahnen haben wird?

Matthias Rudolph: Natürlich ist das denkbar! Diese Entscheidung muss im politischen Raum getroffen werden. Ich persönlich könnte mir ein Schwimmbad mit 50-Meter-Bahnen sehr gut vorstellen.

Michael Hauke: Ich verstehe das richtig: Die neue Schwimmhalle wird nicht Teil der Surf-ERA, sondern wird extra errichtet, und als Bauherr wird die Stadt auftreten?

Matthias Rudolph: Ganz genau! Würden wir die Schwimmhalle dem Investor überlassen, wären wir auf Gedeih und Verderb auf den wirtschaftlichen Erfolg der Surf-ERA angewiesen. Bei allem Vertrauen, das wir in den Erfolg des Projektes haben: Wir können uns davon mit unserer Schwimmhalle nicht abhängig machen! Um es auf den Punkt zu bringen: der Bestand wird nur veräußert und abgerissen, wenn vorher klar ist, dass wir eine neue Schwimmhalle (besser, größer und moderner) an anderer Stelle bauen werden.

Michael Hauke: Wo soll die neue Schwimmhalle denn errichtet werden?

Matthias Rudolph: Dazu hat die Stadtverordnetenversammlung inzwischen einen Beschluss gefasst: Wenn es zur Realisierung der Surf-ERA kommen sollte, bauen wir die neue Schwimmhalle auf dem Gelände zwischen der Wolkowstraße und der Großen Freizeit.

Michael Hauke: Davon sind auch andere Freizeiteinrichtungen betroffen. Was ist mit der Bowlingbahn und der Tennishalle?

Matthias Rudolph: Die Bowlingbahn ist komplett außen vor. Sie liegt nicht im Bereich des Projektes und gehört nicht der Stadt. Sie wäre also von den Baumaßnahmen nicht betroffen. Die Tennishalle würde wegfallen. Man kann im Umfeld der neuen Schwimmhalle sicher Außen-Tennisplätze einplanen, aber die Halle wird es, Stand jetzt, nicht mehr geben. Um einmal die Größe des Möglichen vorstellbar zu machen: Wir könnten das Gelände zu einem modernen Sport- und Freizeitcampus auf über 20.000 m² entwickeln mit Boulestrecke, Minigolfanlage, Bolzplatz, Basketballfeld, längst überfälligem neuem Skaterplatz, Tischtennisplatten, Grillplatz, Café mit Terrasse und Zuschauerrängen mit Blick in die Schwimmhalle – wie früher – das aber alles barrierefrei. Insgesamt soll es zu einem Areal werden, das dann tatsächlich den Namen Große Freizeit verdient – für alle in der Stadt, ob jung oder alt.

Michael Hauke: Die Surf-ERA braucht eine Fläche von ca. 40.000 m². Dafür reicht das heutige „Schwapp-Gelände“ nicht aus. Wie soll die Gesamtfläche erreicht werden?

Matthias Rudolph: Die Vorhabenträger stehen in Verhandlungen mit den Eigentümern des LACUFA-Grundstücks. Große Teile des Geländes sollen dazugekauft werden. Wenn die beiden Parteien sich einig werden, wären die Voraussetzungen geschaffen, dass es losgehen könnte. Wir als Stadt werden dieses Grundstücksgeschäft begleiten.

Michael Hauke: Wann würde die Entscheidung über das Projekt gefällt werden können?

Matthias Rudolph: Die Investoren müssen beide Grundstücksgeschäfte abschließen, das mit LACUFA und das mit der Stadt. Wir haben dafür ein Verkehrswertgutachten in Auftrag gegeben. Es wird bestimmt drei Monate dauern, bis es vorliegt. Die Entscheidung kann also gar nicht vor Herbst fallen. Ich rechne eher mit Ende des Jahres. Die Stadtverordnetenversammlung hat einen entsprechenden Zeitplan verabschiedet: Der Baubeginn wäre aus meiner Sicht nicht vor Ende 2022 zu erwarten.

Michael Hauke: Können Sie schon einen geplanten Fertigstellungstermin nennen?

Matthias Rudolph: Im Jahr 2024 soll die Eröffnung sein.

Michael Hauke: Die Investoren kalkulieren mit 1.400 Besuchern am Tag. Das ist etwas mehr als eine halbe Million im Jahr. Am Wochenende werden dann sicherlich 2.500 bis 3.000 oder gar noch mehr Menschen zur Surf-ERA strömen. Haben wir dafür überhaupt die Infrastruktur? Wie sollen die Gäste anreisen und wo sollen die alle parken?

Matthias Rudolph: Das Gelände ist ein sehr leistungsfähiger Standort. Das Schwapp hatte pro Jahr rund 300.000 Besucher. Es geht also um 200.000 mehr. Die Anbindung an den Regionalverkehr der Bahn ist ein großes Plus. In Zukunft wird der RE 1 ja dreimal in der Stunde fahren. Und die Busse bringen die Menschen dann weiter nach Nord. Die beiden Vorhabenträger denken auch über den Einsatz von Shuttle-Bussen nach, die zwischen Bahnhof und Surf-ERA pendeln sollen. Zur Frage der Stellplätze haben wir uns auch konkrete Gedanken gemacht. Die Fläche der jetzigen Parkplätze könnte für ein Parkhaus genutzt werden, das drei oberirdische und zwei unterirdische Parkdecks haben soll. Die jetzige Parkfläche wäre dann annähernd verfünffacht.

Michael Hauke: Hat das Rathaus schon einmal durchkalkuliert, was die Stadt durch die Ansiedlung dieses Projektes zusätzlich an Einnahmen generieren würde? Es käme ja ein riesiger Gewerbesteuerzahler neu nach Fürstenwalde.

Matthias Rudolph: Die beiden Vorhabenträger haben natürlich auch ausgerechnet, wie hoch die zu zahlende Gewerbesteuer wäre, wenn der aufgestellte Businessplan aufgeht. Das bedarf aber noch einiger Zeit. Ich persönlich sehe aber die Nachzieheffekte als deutlich wichtiger an. Solche „Leuchtturmprojekte“ ziehen erfahrungsgemäß wieder andere Vorhaben an. Die Aufmerksamkeit, die wegen Tesla unserer Region nunmehr zu Teil wird, dürfte durch die Surf-ERA weiter wachsen. Das gibt unglaubliche Perspektiven, insbesondere für die jungen Menschen zwischen 14 und 30 in unserer Stadt, für die es aktuell noch viel zu wenig Perspektiven gibt.