So bescheiden das letzte innenpolitische Jahr beendet wurde, so bekloppt geht es 2012 weiter. Ja, Sie wissen, was ich meine – die brav gescheitelte Eminenz, unser etwas steifer, graumelierter Bundespräsident Christian hat sich als Wulff im Schafspelz geoutet. Besser gesagt, er wurde geoutet.
Nachdem der Wunschkandidat der Kanzlerin nun bewiesen hat, dass er in Sachen Glaubwürdigkeit und Seriosität ähnlich wie Guttenberg, Speer und viele aktuelle Politiker tickt, zeigt er jetzt ein weiteres Phänomen der großen Politik. Die, von denen eigentlich eine Erklärung erwartet würde, blicken stumm, aber erhobenen Hauptes auf das aktuelle Geschehen. Egal wie hoch sie im Dreck stecken – ein halbwegs stiller Rücktritt kommt hier nicht infrage. Man hängt an der Macht, wie der Junkie an der Nadel. Im Kampf um öffentliche Glaubwürdigkeit wird nicht bemerkt, wie das letzte Quentchen Sympathie durch weitere Ungereimtheiten verspielt wird.
Nun gut, für mich war Wulff nie die erste Wahl in Sachen Bundespräsident. Zu steif, zu breit grinsend, zu selbstherrlich, zu unsympathisch. Nach Männern wie Weizsäcker, Herzog und erst Recht nach einem Horst Köhler empfand ich Wulff immer als absolute Fehlbesetzung. Aber das ist eben meine persönliche Meinung. Trotzdem, dieser HickHack um den Privatkredit wäre für mich nicht ausschlaggebend, einen Bundespräsidenten in die Wüste zu wünschen. Vielmehr nervt mich hier sein Umgang mit dieser Affäre. Das Schweigen, das Ausweichen, das Verheimlichen. Für ein Staatsoberhaupt die falsche Reaktion. Da hilft dann auch kein reumütiges Fernsehinterview.
Fakt ist: Kein Arsch in der Hose führt zu Gesichtsverlust!
Doch es wurde ja noch blöder. Wulff versuchte, mit Drohungen gegen Presse und Journalisten die Veröffentlichungen heikler Artikel zu verhindern.
Wie blöd muss man denn sein? Disqualifikation! Das ist nicht tragbar. Hier beschmutzt der jetzige Amtsinhaber das Erbe früherer Bundespräsidenten.
Also, Herr Wulff, tun Sie sich und uns allen einen Gefallen – machen Sie den Weg frei für ein Staatsoberhaupt, welches sich auch wie ein solches verhält. Sie wissen doch, mit unseren Staatsvorderen haben wir schon kaum etwas zum Vorzeigen. Von der Glaubwürdigkeit ganz abgesehen. Deshalb sind wir in diesem Staat auf jeden halbwegs geradlinigen und vertrauenswürdigen Politiker angewiesen. Sie gehören leider nicht dazu.
Aber auch nach einer kurzen Amtszeit haben Sie doch ausgesorgt. Die finanzielle Zukunft ist ja eh schon geklärt. Auch bei einem Rücktritt bekommen Sie fast 200.000 Euro Pension pro Jahr. Das „Gesetz über die Ruhebezüge des Bundespräsidenten“ sichert dem deutschen Staatsoberhaupt nicht nur nach normalem Ende der Amtszeit, sondern auch bei vorzeitiger Beendigung aus „politischen oder gesundheitlichen Gründen“ mehr als 16.500 Euro Pension pro Monat zu. Dazu schreiben Sie alle fünf Jahre ihre Memoiren, besuchen zwischendurch Spendengalas für gestrandete Politiker, etc. Das wird schon nicht langweilig. Herr Wulff, geben Sie sich einen Ruck und uns endlich die Ruhe. Und Tschüss!