Rückblicke bekommen wir ja zum Jahresende förmlich hinterher geschmissen. Ob man es nun will oder nicht, die Medienwelt ist kurz vor Weihnachten und Neujahr noch einmal gnadenlos. Das Jahr 2011 war auch nicht wirklich zurückhaltend, das bekommen wir jetzt noch einmal um die Ohren gepfeffert. Aber eigentlich habe ich für dieses Jahr genug von Hiobsbotschaften. Ich plädiere keineswegs dafür, die Augen vor der Realität zu verschließen – aber die detaillierten Einzelheiten hatte ich jetzt fast zwölf Monate lang.
Deshalb werde ich 2011 auf den alljährlichen Konsum der üblichen Rückblicke verzichten. Na ja, vielleicht nicht ganz verzichten, vielmehr habe ich mir einen eigenen Rückblick aufgeschrieben. Der ist zwar nicht wirklich besser, dafür aber deutlich kürzer. Im Gegensatz zu der stundenlangen Quälerei durch TV-Moderatoren, die je nach Thematik ihre Gesichtsmasken von tieftraurig über peinlich berührt bis hin zu freudig hechelnd verzerren, habe ich diesen Jahresrückblick in weniger als sechzig Sekunden durch.
Wenn Sie wollen, dürfen Sie diese zeitsparende 2011er Version auch benutzen. Hier ist sie:
Blutige Revolutionen und Bürgerkriege in Syrien, Libyen und Ägypten. Blutige Unruhen in Algerien. Massenproteste in Portugal, in Bahrain und im Jemen. Weltweite Erdbeben, Stürme und Überschwemmungen. Tsunami in Japan. Die Atom-Katastrophe von Fukushima. Massaker und Bombenterror in Norwegen. Terrorzellen in Deutschland. Euro-Krise, Staatspleiten, Bankenrettung, Plagiatsaffären, Kreditaffären, Rücktritte, Rückschritte, Fortschritte, Verurteilungen, Freisprüche, Widersprüche, Papstbesuche, Traumhochzeiten, Trennungen, Todesfälle, Unfälle, Ausrutscher, Dauerlutscher, Kostenverursacher, Kotzverursacher, Verdrossenheitspolitiker, Politikverdrossenheit, Gutbürger, Wutbürger, Mutbürger, Gewinner, Verlierer, Frohsinn, Stumpfsinn, Wahrheit und Lüge – das war das Jahr 2011. Fertig.
Na, habe ich Ihnen zu viel versprochen? Nach nicht mal einer Minute haben wir uns der medialen Rückblickschuldigkeit entledigt.
Jetzt können wir uns ganz in Ruhe für 2012 wappnen. Denn auch im kommenden Jahr werden wir wohl eher geschüttelt statt sanft gerührt.
Ich wünsche Ihnen allen ein entspanntes Weihnachtsfest, kostbare Zeit und gute Gedanken. Bleiben Sie gesund und mutig.