Jetzt sind wir also in der Adventszeit. Die Städte und Dörfer putzen sich weihnachtlich heraus, die Weihnachtsmärkte öffnen, es riecht nach frischer Tanne, nach Lebkuchen – und laufend versucht mir jemand etwas unterzujubilieren, was ich nicht möchte, noch nie gemocht habe und erst recht nicht bekommen will. Gerade zur beginnenden Vorweihnachtszeit stehen wieder gut geschulte Verkaufsstars in den Startlöchern, um kurz vor dem heiligen Fest – völlig selbstlos und sehr entgegenkommend – nochmals in die Taschen des zu liebenden Nächsten zu fassen.
So habe ich jetzt gerade einen sehr persönlichen Brief von einer Frau Leiterin Kundendialog bekommen, der mir nahelegt: „Jetzt Top-Konditionen sichern – nutzen Sie das attraktive Weihnachtsangebot der TralalaBANK“.
Mit einem Kredit von 25.000,- bis 75.000,- Euro soll ich mir meine Wünsche oder die Wünsche meiner Lieben erfüllen. Aber lesen Sie selbst, in der Mitte dieser Kolumne finden Sie einen Auszug aus besagtem Brief.

 

Hier meine Antwort:
Liebe Frau Leiterin Kundendialog der Tralala-BANK,
vielen Dank für das überaus nette Angebot. Leider muß ich Ihre Offerte zurückweisen. Wenn Sie Personen aus meinem näheren Umfeld befragen würden, könnten Sie erfahren, dass ich mit soviel Geld gar nicht umgehen kann. Ich würde mir wahrscheinlich nur wieder Quatsch kaufen – wie ich es in der Regel sonst auch mache. Nur bei 75.000,- Euro wäre das ganz schön großer Quatsch. Oder ich würde mir ein größeres Motorrad kaufen. Dann würde ich damit zu schnell fahren, hinfallen und mir den Steiß prellen. Wollen Sie etwa, dass ich mir weh tue?
Ihren Vorschlag, die Wünsche meiner Lieben mit diesem Batzen Geld zu erfüllen, muss ich leider auch strikt zurückweisen. Wenn ich keinen Quatsch kriege, bekommen die auch keinen.
Und außerdem kenne ich niemanden, der mir hilft, die dann anstehenden monatlichen Kreditraten zurückzuzahlen. Ich bin mir auch nicht sicher, ob Sie mir nach Ablauf ihrer fehlgeschlagenen Mahnungsfristen dann immer noch so nette Briefe schreiben.
Also bleiben wir einfach normale Brieffreunde, die sich von finanziellen Aspekten nicht in ihrer Freundschaft beeinflussen lassen!
Hochachtungsvoll, Icke
So, die bin ich wohl los. Aber was ist das? Ich bekomme gerade eine E-Mail.
„Mut zum feurigen Weihnachtsgeschenk: Handliche Sex-Ratgeber versprechen neue Inspirationen für ein erfülltes Liebesleben! Für Lese-Lust unterm Weihnachtsbaum: Erotische Literatur ist angesagt wie nie…, als Anheizer, um allein oder zu zweit in Stimmung zu kommen, als betörende Bettlektüre…, Geschenktipp für die Advents- und Weihnachtstage…, Mut zu Sextoys…, Mut, zur unwiderstehlichen Verführerin zu werden…, die fantasievollen Ratgeber aus Frankreich…, da knistert nicht nur das Geschenkpapier!“
Wat is los? Nun wird es mir aber zu bunt. Erst bekomme ich ein freundliches Angebot zur Verschuldung mit anschließendem Offenbarungseid, gleich danach wird mir angeboten, unter meinem Weihnachtsbaum Schweinkram zu lesen. Und überhaupt, ich brauche doch keinen Anheizer, um in Heizstimmung zu kommen. Die paar Stücken Holz kann ich auch allein in den Kaminofen packen, falls es kalt wird. Warum wollen die Franzosen, dass ich Mut zu Sextoys habe oder gar eine unwiderstehliche Verführerin werden?
Die spinnen doch wohl alle! Die sollen sich doch lieber den Allerwertesten mit billigem Glühwein vollkippen und so unbedarfte scheue Wesen, wie ich nun mal eines bin, in Ruhe lassen.