Also, da ist man mal kurz abwesend – und dann so etwas. Kann man denn nicht mal für ein paar Tage in den Urlaub fahren, ohne das es medial total drunter und drüber geht? Eine Woche in der Ferne – und schon häufen sich die Skandale.
Da ist die leidige Affäre des kirchlichen Würdenträgers Richard Williamson, die seit Tagen durch die Medien schießt. Williamson, Mitglied der erzkonservativen katholischen Pius-Bruderschaft, hatte in einem am 21. Januar vom schwedischen Fernsehen ausgestrahlten Interview die Existenz von Gaskammern geleugnet, das Ausmaß des Holocausts in Frage gestellt und damit große Empörung ausgelöst. Der Skandal war wohl noch größer als vor ein paar Wochen, als der alte Joopi Heesters sich positiv zu Adolf Hitler geäußert hatte. Aber der Joopi ist ja mittlerweile so alt, daß mit einer Entschuldigung in „Wetten dass…!?“ alles wieder in Ordnung gebracht werden kann. Dieser WilliamsonChristBirne, die vorher völlig unbekannt war, wurde durch skandalheischenden Journalismus erst ein Gesicht und somit ein Sprachrohr gegeben. Auch ein Skandal, wie ich finde.
Aber zurück zur Thematik: Überall hörte, las und sah man von diesem Skandal – nur im Vatikan waren wohl jegliche Verbindungen zur Außenwelt unterbrochen. Vielleicht gab es in dieser Zeit da auch eine Nachrichtensperre, einen Stromausfall, einen Poststreik, die Ruhr oder alles auf einmal!? Tja, der Benedikt XVI. latschte jedenfalls drei Tage später völlig unwissend in einen riesigen Fettnapf. Er enthob genau diesen fragwürdigen Williamson von einer vorherigen Exkommunikation. In diesem Fall rührte die Strafe von illegalen Bischofsweihen. Der Typ war also schon vorher auffällig geworden.
Egal, letztendlich bleibt zu sagen, der Benedikt hatte bei Aufhebung der Strafe ein komplett falsches Timing. Nun war aus dem Vatikan natürlich gleich zu vernehmen, daß der Papst von diesem neuerlichen Fehltritt noch keine Kenntnis hatte, er war über die medialen und geistigen Umtriebe des Williamson also nicht informiert. Ein unwissender Papst also. Schon wieder – Skandal!
Dem Hartmut Mehdorn, dem Chef der Deutschen Bahn, wäre das nicht passiert! Im Gegensatz zum Benedikt weiß der Hartmut ja bestens über seine Schäfchen bescheid. Der läßt mal kurz die Daten von etwa 173.000 Mitarbeitern überprüfen – heimlich natürlich. Bei den Mitarbeitern soll ja schließlich nicht der Eindruck entstehen, der Vorstand mißtraue den Angestellten. Nun ist das aber an die Öffentlichkeit gelangt – Skandal!
Böse Zungen sprechen hier mittlerweile von Bespitzelung im großen Rahmen. Auch von Stasi-KGB-Methoden ist hier die Rede. Solche Aussagen kann ich nicht verstehen. Wir leben schließlich in einer Demokratie, da gibt es doch keine Bespitzelung. Oder!? Nicht einmal bei LIDL. Da war es auch nur eine Mitarbeiterüberprüfung. Und bei Bahnchef Mehdorn heißt diese Art von Mitarbeiterüberprüfung jetzt eben „Datenabgleich zur Korruptionsbekämpfung“. Und der muß es schließlich wissen, es ist ja sein zweiter bekannt gewordener Datenabgleich. Es ist auch noch gar nicht so lange her, da wollten Schäuble & Co. die deutschen Staatsbürger mit dem „Großen Lauschangriff“ beglücken. Intensive Telefon- und Internetüberwachung zur Bekämpfung organisierter Kriminalität. Also, alles nur zu unserem Besten. Aber das gemeine Volk wittert ja überall nur Skandale.
Befragen Sie doch jetzt ruhig mal den Benedikt XY-ungelöst zur Mitarbeiterüberprüfung. Der hätte mittlerweile gern solche Leute wie Mehdorn, Herr LIDL oder auch den Schäuble in seinem Team.